„Wer will noch arbeiten – Strategien gegen die kollektive Faulheit“
Zu einem Diskussionsabend zu diesem brisanten Thema lud der SOWI-AbsolventInnenverein am 03. Mai 2023. Als fachkundige Redner konnten wir einerseits Mag. Petra Draxl vom AMS Österreich und anderseits Dr. Gerald Harzl als Personalverantwortlicher bei Magna International Europe begrüßen. Nach jeweils kurzen Eingangsstatements beider Redner war die Diskussion eröffnet.
Mag. Draxl erläuterte dabei die in den letzten Jahren ständig steigenden Beschäftigungsquoten sowohl bei Männern als auch bei Frauen. In den letzten Jahrzehnten stetig ansteigend ist auch der Trend zur Teilzeitarbeit, die zwar im überwiegenden Ausmaß bei Frauen zu finden ist, allerdings auch bei Männern steigt.
Dr. Harzl erläuterte in seinen Ausführungen die Position der Magna als internationaler Arbeitgeber. Die Herausforderung für die Unternehmen wird es sein, sich den Gegebenheiten des Arbeitsmarktes anzupassen, also so weit als möglich, jene Arten von Arbeitsverhältnissen anzubieten, die von den potentiellen Arbeitnehmern nachgefragt werden. Dies wird natürlich in einigen Arbeitsbereichen nur schwer bis gar nicht möglich sein, in anderen aber sehr wohl.
Auf Basis dieser Inputs wurde dann die Fragen der Zuhörer diskutiert. Ein Thema war natürlich der Wunsch von immer mehr Arbeitnehmern nach einer 4-Tage-Woche bzw. nach Teilzeitarbeitsmodellen. Dieser Trend ist vor allem bei jüngeren sichtbar, die sich vor allem durch familiäre Gegebenheiten ein niedrigeres Einkommen aus Teilzeitarbeit auch leisten können. Ein weites Thema war das Pensionsalter und die Menschen länger in Beschäftigung zu halten. Dazu brachte Mag. Draxl einige Beispiele von nordischen Ländern, wo es keine Altersarbeitslosigkeit gibt und es normal ist, bis 65 oder länger zu arbeiten. Diese Modelle sollten ein Vorbild für Österreich sein, die Umsetzung wird sicher noch einige Zeit dauern. Als letztes Thema wurde die aktuelle Form des Arbeitslosenentgeltes sowie der generellen Sozialhilfe angesprochen – kann eine Änderung mehr Anreize zu einer schnelleren Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bringen? Diesbezüglich wird mehr Potential in strengeren Vorgaben für die Arbeitssuchenden gesehen, in dem ein intensiverer Kontakt zum AMS aufrechterhalten wird.
Als ein Fazit lässt sich festhalten, dass Arbeit wieder einen positiveren Stellenwert bekommen sollte. Oftmals wird Arbeit als Plage, als lästige Notwendigkeit oder als etwas dargestellt, dass einen vom Leben abhält. Wir sollten alle wieder mehr an einem Bild arbeiten, dass Arbeit wieder positiv besetzt ist, zur Selbstverwirklichung beitragen kann und sinnstiftend ist.
Die weitere Diskussion wurde dann bei Getränken in inoffiziellen Rahmen weitergeführt, Themen gab es zu diesem Titel wohl noch viele.
Wir freuen uns bereits auf die nächste Veranstaltung am 26. Juni, wo Prof. Dr. Weber über die Altersvorsorge im Wandel sprechen wird. Die Details zu dieser Veranstaltung ergehen noch zeitgerecht in einer Einladung.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr