Weitere Veranstaltungen
Hier finden Sie die Reviews zu den Veranstaltungen von 2022 bis 1999.
Review 2022
Review Internetkriminalität - Sabine Wagner
Am 17. März 2022 war es nach langer Zeit wieder soweit, dass sich interessierte Zuhörer zu einer „Live-Veranstaltung“ treffen konnten. Unter Einhaltung aller Covid-Sicherheitsvorkehrungen referierte Frau Kriminalbeamtin Sabine Wagner über das Thema Internetkriminalität und Kriminalprävention. Frau Wagner weis wovon sie spricht, schließlich ist sie seit 20 Jahren im Polizeidienst. Vor einigen Jahren wechselte sie zur Kriminalpolizei und ist eine der wenigen Beamtinnen, die sich speziell mit der Internetkriminalität beschäftigen.
Frau Wagner gab einen Überblick über aktuellen Praktiken und gab auch zahlreiche Tipps zur Prävention. Durch die Corona-Pandemie bewegen wir uns alle öfter im virtuellen Raum, da persönliche Treffen zum Teil stark eingeschränkt waren. Dieser Umstand lies auch die Anzahl von Internetdelikten stark ansteigen. Besondere Vorsicht ist bei Singlebörsen geboten. Dabei wird oft über einen langen Zeitraum ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, bis dann plötzlich von den Betroffenen Geldüberweisungen erbeten werden.
Eine weit verbreitete Praktik ist es auch, mit Hilfe von Phisching-Mails an die Daten der Betroffenen heranzukommen. Man sollte also möglichst keine Links in Mails öffnen, die nicht eindeutig zuordenbar sind. Auch bei angefügten Dateien ist oft Vorsicht geboten. Wichtig ist es hier, möglichst immer den Absender zu prüfen und auch den Zweck der Zusendung.
Die Tricks der Betrüger werden immer gefinkelter, es wird mit der Neugier aber auch mit Emotionen gearbeitet. Passwörter sollten möglichst komplex gestaltet sein und laufend aktualisiert werden. Auch bei der Einwahl in offene W-Lan-Netze sollte man vorsichtig sein.
Vielen Beispiele auf der täglichen Praxis von Frau Wagner führten den Zuhörern vor Augen, wie leicht man Opfer von Internetkriminalität werden kann. Daher wird es wohl immer wichtiger, einige Grundregeln für die sichere Nutzung technischer Hilfsmittel zu beherzigen.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review UB-Führung
Am 22.04.2022 durften einige wenige SOWI-AV-Mitglieder einem exklusiven Rundgang durch die neue Universitätsbibliothek beiwohnen. In zwei Gruppen aufgeteilt wurden die 24 Teilnehmenden von Frau Bergner und Herrn Göbel seitens der Uni Graz betreut.
Beim Hausrundgang wurde sowohl der denkmalgeschützte historische Lesesaal gezeigt als auch die architektonischen Highlights des darauf aufgesetzten, modernen Cubus.
Mit ca. 600 Arbeitsplätzen ist die Universitätsbibliothek ein beliebter Arbeitsort von Studierende, wenn auch die Nachfrage nach gedruckten Büchern schwindet und immer mehr auf E-Books bzw. Online-Zeitschriften gesetzt wird.
Oben auf der Dachterrasse angekommen, wurden die Teilnehmenden mit dem schönsten Blick über die Dächer des Grazer Bezirks Geidorf belohnt.
Zuletzt wurde der Hausrundgang noch mit der Besichtigung des Hörsaals HS 62.01 abgerundet, der im Zuge des Umbaus neu ins Leben gerufen wurde und durch eine Fundraising-Aktion 430 gewidmete Plätze umfasst. So konnten einzelne unserer AbsolventInnen noch einen Blick auf Ihre Widmung werfen und über vergangene Studienzeiten sinnieren.
Sollten Sie Interesse haben die neue UB Graz zu besichtigen, möchten wir Sie gerne darauf hinweisen, dass es regelmäßig Führungen sowie im Juni einen Tag der offenen Tür gibt. Näheres finden Sie unter: https://ub.uni-graz.at/de/
Text: Johannes Zeiringer
Fotos: Paulus Mayr
Review Finanzmärkte
Blickt man in der Geschichte zurück gab es mehrere weltumspannende Pandemien, am markantesten war wohl die Ausbreitung der Pest im 14. Jahrhundert. Die Krankheit forderte zahllose Menschenleben, hatte aber auch markante Auswirkungen auf die Wirtschaft der betroffenen Länder. Durch viele fehlende Arbeitskräfte wurde in Europa Forschern zufolge der Grundstein für die Industrialisierung der nachfolgenden Jahrhunderte gelegt.
Auch die Covid-Pandemie löste markante Veränderungen in der Wirtschaft aus. Videokonferenzen, Homeoffice und zunehmende Digitalisierung sind in vielen Bereichen mittlerweile selbstverständlich.
Aber nicht nur Pandemien, auch Kriege verändern die Welt – und eben auch die Wirtschaft. Lieferengpässe und die Unsicherheit über den Zugang zu Rohstoffen führen aktuell in vielen Bereichen zu steigenden Preisen, nicht nur für Konsumenten, auch für die Industrie.
Wie resistent Unternehmen solche Krisenzeiten überstehen, hängt zum Teil von der Kapitalausstattung aber auch von der Innovationskraft ab. Krisen waren über die Jahrhunderte hinweg der Motivationsmotor schlechthin. Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt finanzieren können, sind meist besser für länger andauernde Krisen gerüstet. Diese Zugänge sind in den USA eher gegeben als in Europa, wo Privatanleger noch immer nur sehr spärlich am Kapitalmarkt teilhaben. Auch eine kurzfristige Anhebung der Leitzinsen in Europa wird den negativen Realzins wohl nicht so rasch beseitigen.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Krankenanstalten - Dr. Stark
Wie hat die Pandemie die Organisation der Krankenanstalten geändert?
war das Thema eines Vortrages durch Herrn Univ.-Prof. Ing. Dr. Dr. h. c. Gerhard STARK, der seit 1.12.2021 als Vorstandsvorsitzender der KAGes für die steirischen Krankenanstalten mit rund 19.000 Mitarbeiter*innen hauptverantwortlich zeichnet.
Eines der nach wie vor besten Gesundheitssysteme der Welt stellte sich am Beginn der Covid19-Pandemie als nicht krisenerprobt heraus, da man auf vielen Ebenen keine Reserven hatte und es zudem an Flexibilität fehlte, die sehr schwierig herbeizuführen war. Doch man hat sehr viel daraus gelernt, das mit Hilfe der Verantwortungsträger in der Politik hoffentlich optimiert werden kann
Das menschliche Leid insbesondere zu Beginn der Pandemie war aber auch Motor für eine Vielzahl an großen Entwicklungsschüben in der Medizin. Neben den Entwicklungen im Bereich der Infektiologie, Virologie, Immunologie und Pharmakologie waren es vor allem organisationale Entwicklungen wie die Einführung von Videokonferenzen in die Routinekommunikation, gesteigerte Kooperationen auf unterschiedlichsten Ebenen, damit verbunden die Abflachung von Hierarchien einerseits und andererseits eine deutlich Konturierung von Verantwortlichkeiten u.s.w.. Durch die COVID Situation haben Krankenanstalten, wie das gesamte Gesundheitssystem ein großes öffentliches Interesse geweckt und sind damit auch vermehrt zu einem für alle offenen Interpretationsobjekt geworden. Ein Umstand, der gezeigt hat, dass es zukünftig dringend notwendig ist, insbesondere der Einbindung von Patienten*innen und Angehörigen in die Organisation des gesamten Gesundheitssystems, mehr Bedeutung beizumessen.
Während die fachlich medizinische Vernetzung also sehr rasch durch internationalen Informations- u. Wissensaustausch bestens funktionierte und auch das Intensivbettenmanagement auf nationaler Ebene, wird der Mangel an Personal zunehmend zum Problem. Das Arbeitszeitgesetz und die Praxis (Teilzeitbeschäftigte) verkürzt laufend die Einsatzzeiten der Mitarbeiter*innen und gleichzeitig wird der Output an jungen Ärzt*innen laufend geringer und beträgt nur mehr rd. 850 p.a. gegenüber ca. 1800 noch vor 20 Jahren. Dies betrifft auch den niedergelassenen Bereich, wo statistisch schon rd. 1500 Ärzt*innen fehlen und dadurch eine umfassende Versorgung nicht überall mehr gewährleistet ist.
Massiver Ausbau von Ausbildungs- und Studienplätzen und eine schon in früheren Jahren praktizierte Patientensteuerung könnten Lösungsansätze sein, meint Prof. Stark, der auch die Spezialisierung der Ärzt*innen vorantreibt, damit sie zumindest auf Teilgebieten hohe Level erreichen und im Teamwork bestmögliche Versorgung anbieten
Text: Mag. Herbert Grabner
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Vienna
Der Abend bot Gelegenheit für ein Wiedersehen mit Kolleginnen und Kollegen.
Zudem hielt Gouverneur der Österreichischen Nationalbank und Absolventen unserer Fakultät, Herrn Univ.-Prof. Dr. Robert Holzmann online einen Vortrag zum Thema „Die geldpolitischen Herausforderungen der EZB“.
Review 43. Symposium
Der erste Vortrag des diesjährigen Symposiums wurde von unserem neuen Rektor Dr. Peter Riedler gehalten. Dieser klärte uns über jene Herausforderungen auf, welche sich die Uni Graz in Zukunft stellen muss. Doch auch die Lösungsansätze wurden uns erläutert und so konnten wir mitanhören, wie die Uni Graz mit Zuversicht gegen ungünstige Demographie, steigendem Wettbewerb, Digitalisierung und die steigenden Kosten vorgehen will.
Anschließend nahm uns Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer mit auf eine historische Reise und zeigte uns die Entstehungsgeschichte der Werbung. Von den Alten Römern über die Marktschreier bis hin zum heutigen Social Media Marketing. Außerdem wurde uns veranschaulicht, wie eng Medium und Werbung zusammenhängen. Egal ob in der Zeit von Radio, Printmedien, Fernsehen oder Internet. Werbung und Medium sind laut DDr. Gerald Schöpfer schon immer „Siamesische Zwillinge“ gewesen.
Mag. Christian Mayer ließ uns in die Welt der Kultur Einblicken. Trotz vielseitigen Angeboten leidet diese nämlich unter Publikumsrückgang, welcher wohl auch auf die Coronakrise zurückzuführen ist. Es war klar, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, um dem entgegenzuwirken. Neben Social Media Marketing war das Kulturjahr Graz eine der bedeutendsten Maßnahmen – dieses wurde uns als Fallbeispiel nähergebracht.
Lorenz Schmoly BSc zeigte uns wie das Unternehmen Studo es mit cleverem Marketing schaffte, für viele Student*innen in Österreich und Umgebung ein ständiger Begleiter im Unialltag zu werden. Außerdem wurde uns Anhand eines Praxisbeispiels gezeigt wie man als Startup mit wenig Budget effizient und erfolgreich seine Reichweite erhöhen und mehr Nutzer generieren kann. Die Bedeutung von Kundenbindung durch Kreativität, Humor und Spaß gepaart mit genauen Analysen und Berechnungen wurde uns hierbei besonders ans Herz gelegt.
Univ.-Prof. i.R. Mag. Dr. Manfred Prisching zeigte uns anhand von 10 Etiketten, welche Auswirkungen Social Media und Digitalisierung auf die Psyche und die Entwicklung des Menschen haben können. Aus soziologischer Sichtweiße wurden uns Problemstellungen erläutert, die mit dem Wandel zur Digitalen Gesellschaft einhergehen. Darunter wurde unter anderem die übermäßige Zunahme an Daten, die sich verändernde Beziehung zwischen Menschen, oder die ständige Selbstdarstellung im Internet genannt.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Foscht gab uns eine Bestandsaufnahme und Ausblick auf das Thema Digitales Marketing. Uns wurde gezeigt, dass völlig neue disruptive Geschäftsmodelle die Welt in der wir leben verändern. Dazu zählen beispielsweise Geschäfte ohne Check-out oder gar Dienste die uns alle unsere benötigten Produkte nach Hause bringen, ohne dass wir etwas bestellen müssen. Des Weiteren wurde die Bedeutung von Besitz hinterfragt – muss man eine Waschmaschine besitzen oder reicht ein Mietmodell, bei dem ich pro Waschgang bezahle? Und wer wird diese Märkte erobern? Sind es bestehende Mächte oder werden neue Unternehmen entstehen?
Florian Arndt brachte uns die Bedeutung von TikTok im modernen Marketing näher. Uns wurde gezeigt wie man TikTok für verschiedenste Zwecke effektiv und gezielt verwenden kann. Sowohl für die Kunden- als auch für die Personalakquirierung. Außerdem wurde ein Überblick über alle Sozialen Medien geschaffen und es wurde gezeigt wie man diese als Werbetool verwenden kann. Laut Florian Arndt ist Facebook schon lange nicht mehr so lukrativ wie es einmal war. YouTube und TikTok hingegen sind auf der Überholspur und können mit gut gestalteten Werbevideos eine enorme Reichweite verschaffen.
Univ.-Prof. Dr. Margit Enke und Andreas Rodefeld zeigten uns wie man mit einer Kombination aus analytischem Geschick, einer guten Idee und vorbildhaftem Marketing sogar in Zeiten von Corona die Besucherzahlen erhöhen kann. Nach einer kurzen Vorstellung des Zoos in Leipzig, wurde uns die umfangreiche Marktstudie gezeigt, welche zum Entschluss führte, eine Dino Ausstellung im Zoo Leipzig anzubieten. Anschließend konnten wir mitansehen, wie der Prozess vom Aufbau bis hin zur fertigen Ausstellung an die potenziellen Besucher kommuniziert wurde. Mit gezieltem Marketing konnten die potenziellen Besucher über alle möglichen Medien, vom Radio über das Fernsehen bis hin zu Social Media Marketing erreicht werden.
Text: Matteo Gugganig (Stipendiat)
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review JVA Jakomini
Am Nachmittag des 10. 11. 2022 bekamen SOWI-AV-Mitglieder eine exklusive Führung durch die Justizanstalt Jakomini.
Die JVA erfüllt als zweitgrößtes Gerichtshofgefängnis Österreichs Aufgaben als Untersuchungshaft- und Strafvollzugsanstalt und befindet sich am selben Campus wie das Landesgericht für Strafsachen in der Conrad von Hötzendorf-Straße.
Der Leiter, Brigadier Josef ADAM, MMSc und sein stellvertretender wirtschaftlicher Leiter, Major Ing. Walter FUSSI. präsentierten den 30 Teilnehmenden SOWI-AV-Mitgliedern in eindrucksvoller Weise die Vorgänge und Leistungen in der JVA.
Besonders beeindruckend ist es, mit welchem Engagement das Team der JVA sich um die Resozialisierung der Häftlinge bemüht, um sie wieder auf das Leben in der Freiheit bestens vorzubereiten. Dazu gehören neben sportlichen Aktivitäten vor allem Arbeiten in ihren angestammten Berufen bzw. gibt es auch die Möglichkeit eine Ausbildung zu absolvieren. Der Einsatz der Fußfessel ermöglicht es unter gewissen Voraussetzungen einigen Häftlingen auch bei ihren Familien zu bleiben und ihrem Beruf nachzugehen.
Herausfordernd ist auch die Betreuung der Häftlinge vor allem durch die über 40 unterschiedlichen Sprachen und vielen Religionen.
Nach dem sehr interessanten Vortrag konnten wir einige Bereiche der JVA besichtigen, u.a. auch einem in Keller befindlicher Hinrichtungsraum aus der NS-Zeit. Die Leitung der JVA bemüht sich gemeinsam mit dem Gericht diesen Raum für die Öffentlichkeit permanent zugänglich zu machen.
Zum Abschluss konnten wir noch Fragen stellen, die von Brigadier Adam sehr professionell und anschaulich beantwortet wurden.
Text: Günther Müller
Fotos: Renate Pleterski
Review Weihnachtsfeier
Zum Abschluss des Veranstaltungsjahres lud der SOWI-AV zu einem weihnachtlichen Umtrunk mit Glühwein und köstlichen Schmankerln in den GRAWE Innenhof, ein.
Review 2021
Review Geöffnete Geldschleusen - Prof. Sturn
Am 23. Februar 2021 startete der SOWI-Absolventenverein nach langer, Corona bedingter Pause mit der ersten Abendveranstaltung des Jahres 2021, situationsbedingt im Onlinemodus! Viele interessierte Zuhören haben sich aus ihren Wohnzimmern zugeschaltet um den Ausführungen von Univ.-Prof. Dr. Richard STURN, Leiter des Instituts für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft sowie des Graz Schumpeter Centres zu lauschen. Thema des Abends war „Geöffnete Geldschleusen – was kommt danach?!?“. Die große Frage die sich derzeit viele stellen ist ja, wie weit können sich Staaten verschulden – wann kollabiert das System? Zu diesen Fragestellungen gibt es im Bereich der Volkswirtschaftslehre viele Antworten.
Eingangs lässt sich festhalten – in der aktuellen Situation sind Staatsschulden notwendig, aber auch mit hohem Risiko behaftet. Die Frage, wann und wie wieder in den Normalzustand zurückgekehrt werden kann ist wesentlicher denn je. In seinen Ausführungen verweist Prof. Sturn auf das kleine und das große 1X1 der Finanzpolitik. Das kleine 1X1 basiert auf der Saldenmechanik und der Kreislauftheorie in der Finanzwirtschaft und besagt, dass die Einnahmen des Einen die Ausgaben des Anderen sind. Würden alle gleichzeitig beginnen zu sparen – also sowohl öffentlicher als auch privater Sektor und auch die Unternehmen, dann würde das System kippen. Eine Rücknahme der Ausgabenpolitik kann also nur schrittweise und nicht für alle Sektoren gleichzeitig erfolgen.
Im großen 1X1 der Finanzpolitik verweist Prof. Sturn auf Schumpeter, der meint, dass der öffentliche Haushalt – also der Staat mit seinen Ausgaben und Einnahmen – nichts anderes ist, als in Zahlen gegossene Politik. Bei der Gestaltung der öffentlichen Finanzen müssen alle Lebensverhältnisse berücksichtigt werden, damit Staatsschulden zum Motor und nicht zum Bleigewicht werden. Bei einer eingeschränkten Handlungsfähigkeit des Staates können große Stabilitätsrisiken auftreten.
Sehr wesentlich dabei ist auch, dass die Schnittstellen zwischen Staat und Privat gut aufgebaut sind, da es sonst zu erheblichen Reibungsverlusten kommt, die so weit gehen können, dass der Staat nicht mehr glaubwürdig ist – weder für die Finanzmärkte noch für die Wählerschaft. Diese Schnittstellen sind besonders notwendig, dort wo es Aufgaben zu erfüllen gibt, die nicht von Privaten Haushalten erfüllt werden können.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt in der Staatsschuldenaufnahme ist es, dass diese zukunftsweisend ist, Investition und Innovation sollten untrennbar miteinander verbunden sein. Dahingehend ist es auch sehr wesentlich, dass die Staatsschulden auch am Kapitalmarkt ankommen, also von den Privaten und den Unternehmen auch wieder zum Teil ausgegeben werden, um den Wirtschaftskreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Gemäß den Theorien der Finanzpolitik sind sowohl positive als auch negative Szenarien für die wirtschaftliche und finanzpolitische Entwicklung in den nächsten Jahren für Österreich aber auch den Euroraum denkbar. Die aktuelle Höhe der Staatsschulden per se sollte noch nicht besorgniserregend sein, viel wesentlicher ist es, wie es uns in den nächsten Jahren gelingt, die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen und die Staatsschulden abzubauen.
Im Anschluss an das Referat gab es auch im virtuellen Raum eine kleine Fragerunde, wobei Prof. Sturn selbstverständlich auf alle Fragen eine kompetente Antwort zu geben wusste. Der sonst übliche Umtrunk mit einem gemütlichen Gedankenaustausch musste diesmal leider ausfallen und jeder musst sich selbst sein bevorzugtes Getränk aus dem Kühlschrank holen. Wir hoffen, dass sich dieser Situation bald ändert und ein gemütliches Beisammensein wieder möglich ist!
Bleiben Sie gesund – Ihr SOWi-AV!
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Review Finanzmarkt 2021
Der zweite Online-Vortragsabend am 17. März 2021 war wieder gut „besucht“, es waren etwa 60 interessierte Zuhörer eingewählt. Thema des Abends waren die Finanzmärkte nach Covid-19 – wie haben sich die Gegebenheiten verändert?! Dazu standen Univ.-Doz. MMag. DDr. Peter Ladreiter, Vorstandsvorsitzender und CIO der Security KAG sowie Alfred Kober, Leiter des Aktienfondsmanagements in der Security KAG Rede und Antwort. Beide Herren können auf einen über 20-Jährigen „Track Rekord“ im Finanzbereich zurückblicken und beide haben viele Höhen und Tiefen an den Finanzmärkten miterlebt.
Allein innerhalb der letzten 15 Jahre gab es zwei extreme Einschnitte an den Finanzmärkten – einerseits die Finanzkrise mit Beginn 2007 und 2008 sowie der Beginn der Covid-Pandemie im 1. Quartal 2020. Im Zuge beider Krisen schöpften die Notenbanken alle ihre Möglichkeiten aus und fluteten die Märkte mit Geld, um das Schlimmste zu verhindern. Zu Beginn der ersten Krise wurde zusätzlich damit begonnen, die Zinsen zu senken, um so die Wirtschaft anzukurbeln.
Diese Möglichkeit haben wir heute nicht mehr, da sich die Zinsen seit mehreren Jahren bereits auf historisch tiefem Niveau befinden. Diese Niedrigzinspolitik hat zwar den Vorteil, dass sich sowohl Unternehmen, private Haushalten und auch die Staaten günstig verschulden können, allerdings gibt es auch negative Auswirkungen – es erfolgt eine stetige Enteignung der Sparer bzw. der Anleger in risikolosen Anlageformen. Wer also langfristig Vermögen aufbauen möchte, kann dies nur noch über Aktien oder Sachwerte tun und muss entsprechendes Risiko nehmen und auch längere Veranlagungszeiten in Kauf nehmen.
Die Österreicher sind leider sehr traditionelle Sparer und daher befinden sich aktuell etwa 300 Mrd. Euro auf Spareinlagen, die de facto unverzinst sind und einem realen Vermögensverlust ausgesetzt sind. Dieser Umstand wird sich gravierend auf die Altersvorsorge vieler Menschen auswirken und wird die Kluft zwischen Arm und Reich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten enorm vergrößern.
Nur durch Sachwerte, wie dies Aktien, Immobilien oder Rohstoffe sind, kann man langfristig Vermögen aufbauen und sich damit auch gegen steigende Inflation absichern. Ein entsprechend langer Anlagehorizont senkt die Bedeutung des Marktrisikos. Aktuell wird eine steigende Inflation noch nicht als große Bedrohung angesehen, es weiß aber niemand, ob sich dieser Umstand ändert, wenn die Wirtschaft weltweit wieder stärker in Fahrt kommt und die Nachfrage nach Gütern und vor allem Rohstoffen wieder ansteigt.
Für all jene, die sich die von den Referenten mitgebrachten Zahlen und Fakten näher ansehen möchten, steht die Präsentation zum Download bereit, die uns dankenswerter Weise von den Referenten zur Verfügung gestellt wurde.
Nach den Ausführungen der Referenten hatten die Zuhörer wieder die Möglichkeit Fragen zu stellen, was selbstverständlich wieder rege in Anspruch genommen wurde. Die nächste Veranstaltung wird aller Voraussicht nach wieder als Online-Vortrag stattfinden und ist für April / Mai geplant. Wir hoffen, dass sich die Möglichkeiten bis zum Sommer verbessern, sodass wir eventuell noch vor der Sommerpause eine Veranstaltung abseits des virtuellen Raums anbieten können.
Bleiben Sie gesund – Ihr SOWI-AV!
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Review Polarisierung und Medien - Dr. Sittinger
Wir durften Dr. Sittinger am 19. Mai 2021 zur Online-Veranstaltung Polarisierung – Demokratie-Krise und der Beitrag der Medien begrüßen. Dabei gab uns Dr. Sittinger einen Einblick in die journalistische Arbeit und den Wandel von Journalismus einst und heute.
Medien sind im Hinblick auf Demokratie zur Vermittlung von Politik erforderlich, damit Wähler am Wahltag eine fundierte Entscheidung treffen können. Idealerweise entscheidet sich der Wähler für jene Partei, von der er meint, dass sie im besten Interesse des Staates handelt. Wähler sollten daher wissen, was im politischen Wettstreit abläuft und wofür die im Nationalrat vertretenen Parteien stehen. Ansonsten besteht die Gefahr, manipuliert zu werden.
Die Demokratie braucht Öffentlichkeit und einen gemeinsamen Öffentlichkeitsraum, eine gemeinsame Wissensbasis, damit alle sich miteinander verständigen können. Medien stellen in diesem Sinne eine „Zeitgenossenschaft“ her – sie machen aus uns Zeit-Genossen und sorgen für gemeinsame Themen. Am besten ersichtlich wird dies, wenn man Smalltalk mit fremden Menschen führen möchte. Als Themen bieten sich dabei das Wetter, Prominente (als Bekannte von allen) oder eben Politik(er) an.
Auf welcher Basis sollen heute politische Entscheidungen getroffen werden? Verstärkende Algorithmen oder Echokammern ziehen die Menschen zunehmend in ihren Bann. Argumente sind immer gleich, alles wird gefiltert wahrgenommen. Daher ist es wichtig, das Thema politische Bildung / Meinungsbildung fix im Bildungsbereich, also in Schulen und Universitäten zu verankern. Dadurch soll auch Vielfalt in das Leben der Menschen gebracht werden, um sich auch mit Andersdenkenden auf einem angemessenen Niveau unterhalten zu können.
Zur Polarisierung berichtet Dr. Sittinger von Leserreaktionen auf seine Kommentare, wo teilweise Meinungsvielfalt unerwünscht ist, anderslautende Meinungen strikt abgelehnt werden. Nicht selten wird dabei verbal mit dem Holzhammer auf die gegenteilige Meinung eingeschlagen. Doch gerade die Meinungsvielfalt ist lt. Dr. Sittinger ein hohes Gut, für das wir kämpfen sollten. Anderslautende Meinungen sind durchaus interessant, insbesondere dann, wenn sie gut begründet werden.
Die Vermittlung der Themen durch Medien / Journalisten ist dabei nicht gleichzusetzen mit Wahrheit, sondern vielmehr mit Plausibilität. Daher ist das, was wir als „Wirklichkeit“ zur Kenntnis nehmen, eigentlich Plausibilität; Wirklichkeit selbst ist relativ. Beispielsweise wenn der Innenminister das offizielle Wahlergebnis bekannt gibt, gilt diese Quelle als verlässlich und die Nachricht als plausibel. Ein gutes Handwerkszeug eines Journalisten lautet: Check – Re-Check – Doublecheck. Dabei ist es auch wesentlich, sich mit der Gegenseite bzw. mit Menschen zu beschäftigen, die einen anderen Blick auf ein Thema haben, um ein möglichst breites Differenzfeld aufzuspannen. Erst wenn das geklärt ist, bildet sich eine Meinung. Eitelkeit, Selbstüberschätzung oder vorgefasste Meinungen sind jedenfalls Kardinalfehler, die routinierte Journalisten vermeiden müssen. Als intellektueller Mensch soll man sich stets bewusst sein, dass die eigene Sicht immer nur subjektiv ist.
Text: Mag. Sibylle Scaria
Review Merkur 2021.09.15
Am 15. September 2021 konnte der pandemie-bedingt mehrfach verschobene Termin bei der Merkur Versicherung stattfinden.
Vorstandsdirektor Christian Kladiva und Mag. Michael Inthaler, Leiter der Gesundheitsbranche, begrüßten die Teilnehmer des SOWI AV sehr herzlich. In einer umfassenden Darstellung der Merkur Versicherung wurden die Geschichte der Gesellschaft, die bereits 1798 als „Institut zur Unterstützung kranker, armer, dienstloser, Alters und Gebrechlichkeiten wegen zum Dienen unfähig gewordener Handlungsdiener in Grätz“ gegründet wurde und damit die älteste Versicherung Österreichs ist, sowie die wesentlichen Geschäftszahlen und Kennzahlen des Unternehmens präsentiert. Im Mittelpunkt stehen dabei naturgemäß stets die Themen Gesundheit und „Wunder Mensch“. Die Merkur Versicherung ist neben Österreich, wo sie bereits die Nummer zwei in der privaten Krankenversicherung ist, auch in Slowenien, Kroatien und Serbien tätig.
Mag. Inthaler brachte uns den umfangreichen Themenbereich der Telemedizin näher. Dabei geht es vorwiegend um die Möglichkeit der Konsultation von Medizinern aus der Distanz, d.h. mit diversen Möglichkeiten ohne die Ordinationen aufsuchen zu müssen. Diese Form der medizinischen Dienstleistung hat sich vor allem in der Pandemie bewährt, da durch den Wegfall des Besuches in der Ordination die Ansteckungsgefahr ebenfalls reduziert wurde. Die Merkur Versicherung integriert diese Möglichkeit der Konsultation bzw. Vorsorge auch bereits in ihre Produkte, die für ihre Kunden transparent und maßgeschneidert angepasst werden können.
Zum Abschluss und nach einer Stärkung am großzügig vorbereiteten Buffet führte uns VD Kladiva durch die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten des neuen Gebäudes, das eine gelungene Symbiose von Funktionalität und Innovation gepaart mit modernsten Standards darstellt. Beim Betreten des Gebäudes fällt zunächst der Blick auf einen großzügig gestalteten Lobby-Bereich mit Café, Innenhof-Terrasse und „Rezeption“, wo man sich entsprechend anmelden kann – sei es für einen Termin mit Kundenberatern bzw. Mitarbeitern oder für das modern ausgestattete Gym. Darüber hinaus gibt es das Restaurant Arravane, das sowohl mittags als auch abends geöffnet ist.
Text: Mag. Sibylle Scaria
Review 42. SOWI-Symposium
Das 42. SOWI-Postgraduate Symposium fand nach mehreren Jahren im Ausland nun wieder einmal an unserer verehrten Karl-Franzens-Universität in Graz statt. Wenn auch nicht in exotischem Rahmen – wie das ja schon des Öfteren der Fall war – dann mit wie immer sehr hochkarätigen Referenten, sehr viele auch von unserer Heimatuniversität.
Den Beginn machte wie immer unser Vorsitzender, Mag. Volker Pichler. Auch wenn sich das Thema wie ein roter Faden durch den gesamten Vortragstag zog, vermied er es gekonnt, unser Hauptthema, dass uns im letzten Jahr einmal mehr beschäftigte beim Namen zu nennen.
In Vertretung unseres geschätzten Dekans, Dr. Thomas Foscht eröffnete Vizedekan Dr. Markus Hadler das Symposium. Er zeigte sich sichtlich erleichtert, dass wieder Veranstaltungen wie diese in Präsenz abgehalten werden können.
Wie bei jedem Symposium startete auch diesmal DDr. Gerald Schöpfer mit einem Streifzug über das Thema Pandemien durch die Geschichte. Pandemien begleiteten die Menschheit von Anbeginn an, mit Sicherheit aber seit es Aufzeichnungen gibt. Als einschneidend ist wohl die Pest zu bezeichnen, welche ab 1346 von China kommend ganz Europa erfasste. Bereits damals wandte man ähnliche Mittel in der Bekämpfung an wie heute, etwa die Quarantäne, Schutzmasken und die Isolierung von Kranken. Neben den enormen Todesraten von damals waren auch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen enorm. Ähnlich dramatisch wirkte sich die Spanische Grippe im 19. Jahrhundert aus. Durch die Entwicklung in Medizin und Forschung ist es uns mittlerweile gelungen, das menschliche Leid einigermaßen zu mildern, was bleibt und wohl noch längere Zeit in Gang sein wird, ist eine gravierende Umwälzung des gesellschaftlichen Gefüges. Einmal mehr wurde uns Menschen vor Augen geführt, dass wir trotz technologischer und medizinischer Fortschritte mehr als verletzlich sind!
Als nächster Referent spannte Mag. Dr. Manfred Prisching den Bogen über die aktuellen europäischen Befindlichkeiten vom US-Skeptizismus über die Pandemiefolgen bis hin zur Fernost-Bedrohung. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs begann für Europa eine Periode außerordentlichen Fortschritts. Große Schritte zu einem Vereinten Europa wurden gesetzt, die Globalisierung nahm immer stärkere Formen an. Doch die Euphorie wich im Laufe der Jahre der Ernüchterung und der Realität. Die Heterogenität der einzelnen Staaten und wieder aufflammender Nationalismus speziell in Ländern des ehemaligen Ostblocks zeigt einmal mehr auf, wie instabil das Europäische Gefüge geworden ist. Die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Probleme der letzten Jahre haben das ihre dazu getan die Kluft zu einigen Ländern zu vergrößern. Dazu kommen die Einwirkungen von außerhalb Europas wie die bröckelnde Vormachtstellung der USA, eine immer stärkere Einflussnahme Chinas in der Welt, die Konflikte im Nahen Osten und die daraus resultierenden Migrationsströme aus dieser Region und aus Afrika. Dies ist die Kulisse, vor der sich Europa zu behaupten hat – es wird sich zeigen, wie es den aktuell auftretenden Fliehkräften standhalten kann.
Mit den soziologischen und wirtschaftlichen Folgen der gegenwärtigen Pandemie befasst sich das Referat von PhD Stefania Rossi. Die Auswirkungen sind vielschichtig und reichen von gesundheitlichen über strukturelle bis hin zu wirtschaftlichen Auswirkungen. Bisher ist es den Regierungen aller Staaten der Welt bis zu einem gewissen Grad durch Maßnahmen gegenzusteuern – einmal besser, manchmal aber leider auch schlechter. Trotzdem haben die einzelnen Volkswirtschaften Schaden genommen, den zu beheben es wohl noch einige Zeit dauern wird.
In seinem Referat brachte Dr. Vishal Kashyap einen sehr anschaulichen Vergleich über unterschiedliche Methoden und Ansätze im Umgang mit der Krise zwischen den USA und Europa. Anhand zahlreicher Fallbeispiele wird erläutert, wie unterschiedlich nicht nur die Herangehensweise bei der Bewältigung der Pandemie waren, sondern auch wie groß die Unterschiede in den Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben in beiden Regionen ausfielen. Die vom Referenten gebrachten Beispiele reichten von der Bereitschaft sich testen und in weiterer Folge impfen zu lassen bis hin zum Tragen einer Maske im öffentlichen Bereich. Der Unterschied in der Auswirkung dieser angewandten Strategien zeigt sich an der Zahl der Todesfälle im Vergleich beider Regionen, aber auch an den wirtschaftlichen Folgen für die Einzelnen. Überall wurden tiefe Gräben innerhalb der Gesellschaftsschichten aufgerissen – die Frage wird sein, ob sich diese wieder schließen lassen.
In Vertretung von Christian Jauk, MBA, MAS sprach Mag. Berthold Troiß über die wirtschaftlichen Auswirkungen und globale Trends durch COVID-19. In der globalen Wirtschaftsentwicklung steht Europa als großer Verlierer an der letzten Stelle, überholt von den USA und China, die aktuell die Träger des Wirtschaftswachstums sind. Die größten Einbrüche durch die Krise gab es in Österreich durch den Wegfall des Tourismus und durch ein Absinken der Exporte. Durch die massiven staatlichen Unterstützungen bis hin zu Stundungsmöglichkeiten von Krediten, Steuerzahlungen und Sozialversicherungszahlungen kam es zu einem drastischen Abfall in der Zahl der Insolvenzen. Die Arbeitslosenquote ließ sich durch die Kurzarbeit wieder auf Vorkrisenniveau senken, was bleibt sind nach wie vor Schwächen im Arbeitsmarkt, die sich jetzt in einer starken Personalknappheit in vielen Branchen zeigen. Einmal mehr werden strukturelle Probleme sichtbar. Durch die massiven Hilfszahlungen der Staaten in Europa steigen die Budgetdefizite in die Höhe, auch die Inflation treibt die Preise für Lebensmittel, Energie und Wohnen in die Höhe. Eine Entspannung dieser Situation ist bis dato nicht in Sicht, die Frage wird sein, wie lange dies noch fortdauern kann.
Das Referat von Mag. Dr. Roland Mestel ging in eine ganz andere Richtung, nämlich die Transformation der Kapitalmärkte. Gemeint ist damit die Entwicklung von einem indirekten zu einem direkten Finanzsystem ohne Finanzintermediäre. Diese direkte Verbindung wurde in der virtuellen Welt über Blockchains möglich. Der Bogen spannte sich von Bitcoins als dezentrales, digitales Zahlungsmittel über Kryptologie, der Wissenschaft zur Ver- und Entschlüsselung von Informationen bis hin zur Blockchain, als dezentraler Datenspeicher. Nach einer theoretischen Einführung in die Funktionsweise von Blockchains wurde demonstriert, wie Einträge in diese Blockchain erfolgen können. Zum Abschluss gab es auch noch einige Anwendungsbeispiele für diese Technologie, die bereits in der Praxis angewandt werden.
Ein Vertreter der steierischen Industrie, der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung, Mag. Gernot Pagger gab einen Überblick über die steirischen Industriebetriebe und das aktuelle wirtschaftliche Umfeld. Die Betriebsstrukturen innerhalb der steirischen Industrie sind sehr unterschiedlich und reichen von einigen börsennotierten bis hin zu kleineren, regionalen Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen. Der gesamte Bereich trägt zu annähernd 30% zur Bruttowertschöpfung in der Steiermark bei. Der Coronabedingte Einbruch konnte bis jetzt mehr als aufgeholt werden. Natürlich wirkt sich auch das Wachstum anderer Volkswirtschaften wie der USA und China sowie der umliegenden europäischen Markte positiv auf die Exporte aus. Viele Betriebe investieren und bauen ihre Standorte aus, schaffen neue Arbeitsplätze. Die aktuellen Problemfelder liegen in der Rohstoffknappheit und dem Mangel an Arbeitskräften.
Den Abschluss des spannenden Referatsreigens machte Mag. Dr. Manfred Prisching mit einem Ausblick auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Durch die aktuelle Krise wurden die brennenden Themen, die uns beschäftigen wieder stärker ins Licht gerückt – in jeder Krisensituation werden systemische Schwächen schonungslos sichtbar gemacht. Der Bogen spannt sich von Globalisierung über Migration und Demographie bis hin zur Klimapolitik, dem Umgang mit knappen Ressourcen und der Digitalisierung. In einem Umfeld der Ungewissheit, einer zunehmend komplexeren Welt wird das Bedürfnis nach Orientierung stärker. Verstärkt wird dies durch das Zerbrechen der bisher bekannten Gesellschaftsstrukturen. Das Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaft, nach Anerkennung nimmt zu. Dazu kommt die Angst vor der Gefährdung des bisher gekannten Wohlstandes durch Krisen wie Umweltprobleme und Migration. Daneben wächst auch die Angst vor Terroranschlägen, Cyberkriminalität und anderen Bedrohungen. All diese Themen sind auf komplexe Weise ineinander verwoben und es wird die Herausforderung aller sein, diese Zusammenhänge so zu lösen, dass es nicht zu weiteren Krisen oder gar zu Kriegen kommt.
Auch wenn wir es nicht mehr beim Namen nennen wollen, das Thema COVID-19 beschäftigt uns nach wie vor. Weder die medizinische noch die wirtschaftliche Krise sind vorbei – auch wenn es weiten Teilen der Bevölkerung und auch der Unternehmen wieder gut geht. Strukturelle Schwachstellen wurden uns aufgezeigt, die Frage wird sein, wie schnell wir diese beheben können und wollen. Die Diskussion über diese Themenkreise gingen auch beim gemütlichen Ausklang des interessanten und abwechslungsreichen Tages weiter. Nachdem alle Punkte auf der Checkliste unseres Vorsitzenden Mag. Volker Pichler abgehackt werden konnten, gab es nach der vielen geistigen Nahrung des Tages auch noch etwas fürs leibliche Wohl.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 2020
Review SFG 2020.01.15
SFG - Jänner
Am 15. Jänner startete der SOWI-Absolventenverein mit der ersten Abendveranstaltung des Jahres 2020 im Palais Kottulinsky. Etwa 25 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und verbrachten einen interessanten Abend bei den Ausführungen des Geschäftsführers der Steirischen Wirtschaftsförderung, Mag. Christoph Ludwig. Die SFG wird ihrer Rolle als Standortentwicklungsagentur in der Steiermark gerecht. Sie unterstützt Jungunternehmer und Start ups aus allen Branchen in Förderfragen aber auch als Geldgeber. Neben EU-Fördermitteln werden auch bei zahlreichen Projekten Landesmittel investiert, oftmals auch unter Einbindung von privaten Investoren die als Business Angels fungieren. Die SFG ist auch an vielen Unternehmen direkt beteiligt, wie zum Beispiel an einem medizinischen Forschungszentrum, das im Med-Campus integriert ist.
Egal ob es sich um Unternehmensentwicklung, Standortentwicklung oder Förderabwicklung handelt – die SFG steht mit Rat und Tat zur Seite. An der Seite des Geschäftsführers Mag. Ludwig steht ein kompetentes Team von Förderspezialisten und Businesscoaches zur Verfügung. Neben diesen Serviceleistungen werden auch Büroräumlichkeiten für Jungunternehmer zur Verfügung gestellt.
Als einen weiteren Schwerpunkt der SFG ist die Standortpräsentation der Steiermark auf der ganzen Welt anzusehen. Durch die unermüdliche Arbeit soll der Standort Steiermark für internationale Investoren attraktiv gemacht werden. Einen Einblick in diese Imagearbeit finden Sie unter folgendem Link:
Mag. Ludwig übernahm die Geschäftsführung der SFG vor nunmehr etwa 10 Monaten und ist seither bemüht, seine Erfahrungen und sein Netzwerk aus seiner früheren langjährigen Tätigkeit im Büro des Wirtschaftslandesrates bestmöglich für die steierischen Unternehmen einzubringen. Mit Mag. Ludwig ist es dem SoWi-AV wieder einmal gelungen, einen Absolventen der SoWi-Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz als Redner zu gewinnen.
Im Anschluss an das Referat und die rege Diskussion gab es auf Einladung des SOWi-AV noch einen kleinen Umtrunk, bei dem der Abend bei angeregten Gesprächen endete.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 2019
Review ICS 2019.01.24
Am 24. Jänner startete der SOWI-Absolventenverein mit der ersten Abendveranstaltung des Jahres 2019, diesmal im ICS in Graz. Etwa 25 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und verbrachten einen interessanten Abend in den wunderschönen Räumlichkeiten nahe der Wirtschaftskammer. Der Geschäftsführer, Dr. Robert Brugger, gab interessante Einblicke in die Tätigkeitsbereiche des Internationalisierungscenters. Das ICS wurde als Gemeinschaftsinitiative der Wirtschaftskammer Steiermark, des Wirtschaftsresorts des Landes Steiermark und der Industriellenvereinigung Steiermark gegründet und versteht sich als Servicestelle für alle Unternehmen in der Steiermark, die außenwirtschaftliche Beziehungen pflegen. Egal ob es sich um Export- oder Importgeschäfte handelt, oder ob ein Betrieb ins Ausland expandieren möchte – das ICS steht mit Rat und Tat zur Seite. Die Serviceleistungen gehen von der Bereitstellung von Informationen über ein bestimmtes Land bis hin zu rechtlichen oder steuerlichen Beratungen in Bezug auf ein Zielland. In enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Außenhandelsdelegierten wird den steirischen Betrieben alle notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt. Daneben werden Informations-veranstaltungen, Workshops und Webinare zu unterschiedlichen Schwerpunkten, von Export-Knowhow bis hin zu organisierten Wirtschaftsreisen an denen meist auch Regionalpolitiker teilnehmen. Dadurch öffnen sich für viele steirische Betriebe Türen in fernen Ländern und die Basis für langfristige Wirtschaftsbeziehungen wird gelegt.
Aus aktuellem Anlass gab es auch einige Fragen zum Thema BREXIT, die Dr. Brugger aus Sicht des ICS mehr als ausführlich beantwortete. Er erläuterte die möglichen Szenarien und deren Folgen nicht nur für Österreich sondern auch für Großbritannien und den gesamten EU-Raum.
Dr. Brugger übernahm die Geschäftsführung des ICS im April 2018 und ist seither bemüht, seine Erfahrungen und sein Netzwerk aus seiner früheren Tätigkeit als Logistikmanager bestmöglich für die steierischen Unternehmen einzubringen. Der promovierte Betriebswirt war davor über 20 Jahre auf internationaler Ebene in der Logistikbranche tätig.
Im Anschluss an das Referat und die rege Diskussion gab es auf Einladung des ICS noch einen kleinen Umtrunk, bei dem der Abend bei angeregten Gesprächen endete.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Pensionssystem 2019.03.19
Thema: Das österreichische Pensionssystem – Herausforderung und Lösungsansätze für die Zukunft
Wie sicher sind unsere Pensionen? Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund, dass in den Jahren 2023 – 2030 die sogenannte „Babyboomer-Generation“ in Pension gehen wird. Im Jahr 2010 lag das Verhältnis der Beitragszahler zu Pensionsempfängern noch bei 3,25:1 im Jahr 2030 wird es bei 2,20:1 liegen. Tut sich hier eine Lücke in der ersten Säule der Pensionsvorsorge, sprich im Umlagesystem des Staates Österreich auf?
Österreich ist im Ländervergleich Schlusslicht bei der Verteilung in einem klassischen 3-Säulen Pensionssystem – ca. 85 % der Pensionsleistungen werden vom Staat, nur 4 % aus betrieblichen Vorsorgen und 5 % aus der 3. Säule, den privaten Pensionsvorsorgen ausbezahlt.
Jedes System hat Stärken, Risken aber auch Chancen. Das Zauberwort, so Gen.Dir. KR Mag. Zakostelsky, ist Diversifizierung – also ausgeglichenere Nutzung aller drei Säulen. Das politische und auch gesellschaftliche Bekenntnis ist zwar seiner Meinung nach da, aber es scheitert wie so oft an der politischen Umsetzung, denn – um es überspitzt zu formulieren: „da gibt es ja noch die Wähler“.
Zahlen Dienstgeber oder Dienstnehmer mehr Beiträge, werden die Pensionen gekürzt, wird das gesetzliche Pensionsantrittsalter erhöht oder wird die Geschlechtergleichstellung (die übrigens bereits 1988 beschlossen wurde) schneller umgesetzt? – all das sind etwaige Drehschrauben für notwendige Reformen, die allerdings aus unterschiedlichsten Blickwinkel betrachtet schnell von den jeweils betroffenen Gruppierungen wegdiskutiert werden können.
Die 3-Säulen-Pensionsvorsorge sollte als Gesamtheit weiterentwickelt werden, damit ein Risikomix zwischen Umlagesystem (1. Säule – staatliche Pensionszahlungen) und Kapitaldeckung (2. und 3. Säule – betriebliche und private Vorsorgen) unter Abstellen auf individuelle Bedürfnisse und Möglichkeiten auch in Zukunft gewährleistet ist. Die Bevölkerungsentwicklung und Erhöhung der Lebenserwartung ist in diesem Zusammenhang speziell in Bezug auf die damit verbundene Kaufkraft ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Eine konsequente Umsetzung des Konzeptes des 3 Säulen Modells durch z.B. gesetzliche und steuerliche Anreizsysteme scheint unumgänglich, um den Herausforderungen des Pensionssystems in Österreich auch in Zukunft adäquat begegnen zu können.
Text: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Brexit 2019.04.23
Thema: Aktueller Situationsbericht über die Stimmung im Vereinigten Königreich
Colin Munro versteht es in äußerst spannender Art in seinem Vortrag eine Brücke aus dem geschichtlichen Hintergrund und der Entstehung und Entwicklung der Religionen von Schottland, Nordirland, Wales, England und Irland in die Gegenwart zu bauen. Vor diesem Hintergrund erscheint dem Zuhörer auch der erläuterte Unterschied im Abstimmungsverhalten der einzelnen Regionen hinsichtlich des Referendums zum „Brexit“ plausibel. Das Vereinigte Königreich ist derzeit alles andere als einstimmig – so wären laut Colin Munro Schottland, Nordirland und Wales laut aktuellen Umfragen mit klarer Mehrheit gegen einen Brexit.
Aber auch die unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen, die Medienlandschaft, die politischen Parteien und das geschichtlich gewachsene Regierungssystem (Demokratie mit einem starken Königshaus) prägen die Bürgerinnen und Bürger. Durch die lang hingezogenen Verhandlungen haben die EngländerInnen nun einiges an Know-How über die Europäische Union und Ihre Vor- und Nachteile aufgebaut und die Diskussionen pro und contra Brexit werden entsprechend kontroversieller geführt.
Die anstehende EU-Wahlen vom 23.-25. Mai 2019 verschärfen die Diskussion – schafft es England nicht, bis dahin den „Brexit-Vertrag“ zu ratifizieren, werden als EU-Mitgliedsland auch in England Wahlen zur EU abgehalten und Kandidaten nominiert, gewählt und entsandt. Was passiert dann?
Welche Möglichkeiten der Entscheidungsfindung bzw. deren Auswirkungen gibt es nun lt. Munro:
- Geordneter Brexit
- Weiteres Referendum oder Neuwahlen
- England verliert das Recht der Vertragsunterfertigung für geordneten EUAustritt
Die wirtschaftlichen und auch rechtlichen Auswirkungen sind nicht kalkulierbar und verleiten zu massiven und oft als abenteuerlich anmutenden Spekulationen. Wie wird die Regierung agieren, welche Überlegungen werden angestellt, inwieweit schränkt der Wegfall der mit der Freizügigkeit (Freedom of movement) gekoppelten Rechte jede/n BürgerIn persönlich ein? – ein schier nicht enden wollender Fragenkatalog tut sich plötzlich auf.
Die Zeit läuft – der Sommer und auch das derzeitige Austrittsdatum, der 31.10.2019, nahen mit großen Schritten – es ist und bleibt spannend.
Finnland übernimmt vom 1.7.2019 bis 31.12.2019 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union in einer äußerst turbulenten Zeitspanne. Themen wie z.B. die gemeinsame Währung EURO oder das Schengen-Abkommen werden auch in Zukunft diskutiert werden müssen. Fragen wie „Inwieweit ist die Europäische Union reformbedürftig?“ oder „Sollte nicht auch die Europäische Union selbst und ihre verantwortlichen Politiker Schlussfolgerungen aus den jüngsten Ereignissen ziehen?“ tun sich auf und werden zur Herausforderung für alle Beteiligten.
Text: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Volksbank 2019.05.15
Am 15. Mai lud der SOWI-Absolventenverein gemeinsam mit dem Institut für Banken & Finanzierung und dem finance club zu einem hochkarätig besetzen Vortrag an die KFU Graz. Frau Komm. GD Mag. Regina Ovesny-Straka von der Volksbank Steiermark sprach über die Auswirkungen eines geänderten Kundenverhaltens auf die gesamte Bankenwirtschaft. Als Generaldirektorin der Volksbank blickt die Referentin auf eine langjähre Erfahrung im Bankensektor zurück. Von der Creditanstalt über die Slovenska Sporitelna bis hin zur Salzburger Sparkasse lassen sich die Stationen ihrer Laufbahn aufzählen. Frau Mag. Ovesny-Straka ist aktuell auch in der Interessenvertretung der steirischen Wirtschaft für die Sparte „Bank und Versicherung“ aktiv und bringt dort ihre langjährige Expertise ein.
Nach einem kurzen Überblick über die aktuellen Strukturen und Kennzahlen der Volksbank Steiermark wurden einige Ergebnisse einer Studie präsentiert, die vom Institut für Banken und Finanzierung im Auftrag der Volksbank erstellt wurde. Thema der Studie war eine Befragung von bestehenden Kunden unterschiedlichen Alters nach deren Wünschen und Vorlieben zu unterschiedlichen Servicebereichen und Banksparten. Es stellte sich heraus, dass der beliebteste Kommunikationskanal die APP ist, gefolgt von E-Mail, Telefon und SMS.
Die Bankfiliale wird für die meisten nicht mehr zur Erledigung der Geldgeschäfte im klassischen Sinn genutzt, es werden nur noch die Automaten zur Geldbehebung und – einzahlung, Kontoauszugsdrucker bzw. Überweisungsboxen genutzt. Beratung bleibt weiterhin gewünscht, allerdings in anderer Form als bisher. Der Bankberater wird eher als Finanzcoach gesehen, mit dem online gesammelte Informationen besprochen werden können. Neben dem Beratungsinhalt, werden in Zukunft wohl auch Beratungszeiten und Beratungsorte flexibler und unabhängig von Öffnungszeiten und Filialen werden müssen. Berater werden zu Spezialisten für unterschiedliche Themenbereiche ausgebildet, da aufgrund der steigenden Anforderungen nicht nur der Regulatorik nicht mehr möglich sein wird, alle Beratungsbereiche gleich gut abzudecken.
In Bezug auf das Online-Banking stehen neben der Sicherheit auch die einfache Bedienbarkeit sowie ein spielerischer Erlebnisfaktor oben auf der Wunschliste. Es soll einen emotionalen Bezug zur Bank darstellen um die Kundenbindung zu erhöhen.
Im Anschluss an das Referat und die rege Diskussion gab es auf Einladung der Volksbank noch einen kleinen Umtrunk, bei dem der Abend bei angeregten Gesprächen endete. Die Organisatoren freuten sich über fast 80 interessierte Zuhörer und freuen sich schon auf die nächste gemeinsame Kooperationsveranstaltung.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Digitalisierung 2019.10.16
Am 16. Oktober 2019 fanden sich die Gäste der Abendveranstaltung Tertiäres Bildungssystem im Umbruch im Resowi-Zentrum der Universität Graz ein, um mit der neuen Vizerektorin, Univ.-Prof. Dr. Petra SCHAPER-RINKEL, zu diskutieren.
Vizerektorin Schaper-Rinkel selbst, war vorab am Austrian Institute of Technology (AIT) tätig und beschäftigt sich mit dem Thema Foresight und Technologiefolgenabschätzung.
Gleich zu Beginn ihres Vortrages stellte sie die Frage in den Raum, wie denn Forschung und Innovation in Zukunft aussehen möge. Es wird neue Forschungspraxen geben und es ist immer mehr abzusehen, dass ein Wandel von hypothesengetriebener Forschung zu datengetriebener Forschung vollzogen wird. Schwer abzusehen sei, was dies insgesamt für die Forschung bedeuten wird.
Des Weiteren steht zur Debatte, ob Lehrende/Forschende überhaupt mitwirken sollten bei wissenschaftlichen Community-Plattformen.
Weiters ist eine Privatisierung in der Forschung auszumachen. Große Plattformen sammeln jegliche Daten und übernehmen die Führung in der Forschung.
Im Hinblick auf Globalisierung und Internationalisierung sei zu vermerken, dass die wissenschaftliche Community zusammengewachsen ist und sich durch die Digitalisierung die Wegstrecken merklich verkürzt haben.
Dennoch haben die Spannungsfelder zugenommen. Die Explosion an Informationen macht es zunehmend schwieriger zu überprüfen, was wahr und was falsch ist und welche wissenschaftlichen Standards gelten müssen.
Auch führt die Digitalisierung dazu, dass Ergebnisse immer schneller produziert werden müssen. Diese Industrialisierung und kurzfristige Projektorientierung widerstrebten der langfristigen Entwicklung von neuen Formen der Forschung.
Ein weiterer, kritischer Punkt sei, dass mittlerweile nahezu alle Forschungsgebiete mit Technologie verknüpft sind. Zukunftstechnologien werden vorgereiht und alles andere scheint nachrangig zu sein. Es scheint fast ausschließlich Themen mit KI-Relevanz zu geben.
Diesbezüglich sei die Rolle der Universitäten in der Zukunft zu überdenken. Denn nur mit starker Forschung innerhalb Europas, kann sich der Kontinent auch längerfristig behaupten.
Im Anschluss an den Vortrag ging eine sehr spannende Diskussionsrunde von Statten, die anschließend direkt in den Ausklang bei Buffet mündete.
Text: Johannes Zeiringer, MSc
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review SOWI Graz meets Vienna
Am 25.11. fand die erste Netzwerkveranstaltung „SOWI Graz meets Vienna“ der Grazer SOWI-Fakultät und des SOWI-AV gemeinsam mit dem Club der Steirer in Wien auf Einladung der Capital Bank in den schönen Räumlichkeiten des Palais Esterhazy im ersten Bezirk statt.
Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer gab in einem interessanten und kurzweiligen Vortrag zum Thema: „Das Rote Kreuz – ein humanitäres Großunternehmen" interessante Einblicke über die vielfältigen sozialen Aktivitäten des Roten Kreuzes in Österreich und auf der ganzen Welt.
Moderiert wurde die Veranstaltung vom Dekan Univ.-Prof. Dr. Thomas Foscht mit Statements von Dr. Günther Witamwas, Geschäftsführer des SOWI AV und einem Absolventen, Mag. Gerhard Valeskini, Geschäftsführer des Krone-Verlags.
Das Feedback vieler der 75 Teilnehmer war, diese Veranstaltungsreihe mindestens einmal jährlich zu wiederholen.
Download Vortrag Das Rote Kreuz
Text: Mag. Günther Müller
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Fakultätstag 2019
FÖRDERPREISE
Im Rahmen der Veranstaltung „SOWI im Dialog”, präsentiert die SOWI Fakultät ihre besten Masterarbeiten und Dissertationen des letzten Jahres einer breiten Öffentlichkeit. Einerseits wird den besten AbsolventInnen der Fakultät ein Forum geboten, ihre wissenschaftlichen Leistungen einem interessierten Personenkreis vorzustellen und Kontakte für die Zukunft zu knüpfen. Andererseits wird die Fakultät geöffnet und so eine noch stärkere Vernetzung der Wissenschaft mit der Wirtschaft erreicht.
Zehn dieser Arbeiten wurden vom SOWI-AV gesponsert, und wir gratulieren den PreisträgerInnen sehr herzlich:
Dr. Gernot Dreisiebner, BSc MSc MSc: Berufsfindungsprozesse von Jugendlichen mit geschlechts(un)typischen Berufswünschen. Eine qualitativ-rekonstruktive Studie ausgehend von Schülerinnen und Schülern an steirischen Polytechnischen Schulen
Christof Haar, BSc MSc: Unterschiedliche Spreads von Staatsanleihen versus Unternehmensanleihen am Beispiel Italiens
Julia Maria Hofer, BSc MSc: Optimale Standort- und Routenplanung für die Zeitungs-Distributionslogistik mit graphentheoretischen Modellen
Kristof Berndt Pipam, BSc MSc: Der pharmazeutische Sektor in der Steiermark. Status und strategische Entwicklungsmöglichkeiten in Verbindung mit einer begleitenden Standortstrategie.
Verena Platzer, Bakk. MA BSc MSc: Erfolgsfaktoren und -hemmnisse von Tchibo auf dem Weg vom Kaffeehändler zum Handelsriesen. Eine historisch-kritische Studie der ersten beiden Unternehmergenerationen.
Johanna Rath, B.A.(Econ.) MSc (Econ.): A Study on the Impact of Blockchain Technology on Incomplete Contracts and Institutions
Antonia Schirgi, BA MA MA: Die Gestenkonzeption von George Herbert Mead und Maurice Merleau-Ponty. Ein soziologisch-philosophischer Vergleich
Carina Schöllauf, BSc MSc MSc: Fachdidaktisches Wissen von Lehrkräften im Rechnungswesen: Ein Literaturreview
Dr. Zorica-Iva Sirocic: Festivals and feminist politics in the post-Yugoslav territory
Philipp Ulbing, B.A.(Econ.) MSc (Econ.): The Importance of External Imbalances and Competitiveness Differences across the Euro-zone for the Growth Crisis
Fotos: (c) Oliver Wolf und Mag. Paulus Mayr
Review Kulturjahr 2020
Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung – Kulturjahr 2020
Dr. Günter Riegler, Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Finanzen
Als schnell wachsende Stadt (2001 noch 220 TSD Einwohner, 2030 330 TSD Einwohner) stellt die Stadt Graz jegliche Entwicklung unter die Botschaft „Wie wir leben wollen“. Eine nachhaltige Stadtentwicklung sollte neben dem ökonomischen Erfolg vor allem soziale Verträglichkeit und schonenden Umgang mit Ressourcen enthalten. Dr. Günter Riegler beleuchtet das Jahr 2020 vor dem Hintergrund von Rahmenbedingungen, wie z.B. des Bevölkerungswachstums, der Wohnqualität und Wohnmöglichkeiten (Errichtung von ca. 200 Gemeindewohnungen jährlich) und der Verkehrsmittelaufteilung - so zeigt die Entwicklung seit 1982, dass z.B. der Anteil an öffentlichem Verkehr bei ca. 18 % gleichgeblieben ist, wohingegen der Anteil des Fahrradverkehrs von 8,3 % auf 19,3% gestiegen ist. Laufende Investitionsprojekte, wie z.B. der Straßenbahnausbau zur Smart City und Reininghaus mit einem budgetierten Volumen von 72,4 Mio. EUR oder auch das Gesamtprojekt „Lebensraum Mur“ mit 19,7 Mio. EUR zeigen, dass Nachhaltigkeit in Graz durchaus ein ernst genommenes Thema ist.
Auch das Kulturjahr 2020 setzt sich mit der urbanen Zukunft und der Frage einer lebenswerten Zukunft in der Stadt Graz auseinander. Aus ca. 600 Einreichungen entstanden 94 Projekte, die sich mit folgenden Themenschwerpunkten befassen werden:
- Soziales Miteinander – 45 Projekte – Utopien ausloten und Reibungsflächen ergründen
- Urbanismus – 17 Projekte – Wie lebt es sich in Graz, wie klingt Graz, welche Ideen haben die Bewohner der Stadt für ihren Lebensraum
- Umwelt und Klima – 12 Projekte – Wie könnte sich der Klimawandel speziell auf Graz auswirken
- Digitale Lebenswelten – 12 Projekte – Technischer Fortschritt, der durch die Digitalisierung vorangetrieben wird, bestimmt die Wirtschaft
- Arbeit von morgen – 8 Projekte – Arbeit sichtbar machen und die Arbeit von morgen ergründen
Das Kulturjahr 2020 in Graz wird sehr spannend, bunt und vielfältig – die Hoffnung und das Vertrauen, dass Nachhaltigkeit auch weiter ein sehr groß geschriebenes Thema einnimmt, damit Graz und sein Umland auch in Zukunft eine lebens- und liebenswerte Stadt sein werden, bleiben jedenfalls bestehen.
Text: Mag. Siliva Dimitriadis
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 2018
Review Magna 2018.01.25
Job mit der besten Serienausstattung
Vortrag von Global Director HR Magna Steyr Mag. Hansjörg Tutner
Das 82 ha Fläche umfassende Magna Steyr Werk in Graz stand 2015 dank 6 neuen Projekten in den Auftragsbüchern vor der riesigen Herausforderung, 3000 neue MitarbeiterInnen zu rekrutieren. Gemeinsam mit dem AMS Steiermark wurde die Personaloffensive „Automotive Styria“ in Angriff genommen. Die Challenge mit ca. 40.000 BewerberInnen, ca. 15.000 Vorstellungsgespräche und daraus resultierenden ca. 3.300 Erstaufnahmen wurde in höchster Professionalität abgewickelt.
Leadership, Culture und Skills mussten parallel zum Recruiting weiterentwickelt und optimiert werden. LeadTec – Assessment aller Führungskräfte startete im Jahr 2015, im Produktionsbereich wurden 200 neue Teamleader und 30 neue Meister aus dem eigenen MitarbeiterInnenpool ausgebildet.
Magna Steyr stellt sich auch den Anforderungen an MitarbeiterInnen in der Industrie 4.0 mittels laufender Kompetenzhebung und Erhöhung der Anzahl von Fachpersonal durch Schulungen. Die FacharbeiterInnenausbildung über die Placement Stiftung, gemeinsam mit dem AMS Steiermark, umfasste 300 Personen mit einer bis zu 18-monatigen Ausbildung. Besonderes Augenmerk wird auf die Lehrlingsausbildung („Game changer“) gelegt, die fachlich eine Erweiterung erfuhr. Laufende Schulungen für die gesamte bestehende Mannschaft (ca. 800 Kurse zu je 3-5 Tagen) ist eine weitere Erfolgskomponente von Magna Steyr.
Diversity ist untrennbar mit Magna Steyr verbunden. Ein GesamtmitarbeiterInnenstand von 9.500, davon 2.500 ausländische MitarbeiterInnen aus 74 verschiedenen Nationen erfordern klare Vorgaben für ein gutes Miteinander-Arbeiten, um in Graz sichere und verlässliche Arbeitsplätze zu bieten und zu erhalten.
Magna Steyr als „Great place to work“ – denn der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens ist nicht zuletzt im Faktor „Mensch“ begründet! Der Sinn und der Wert von Arbeit kann durch keine noch so „hochentwickelte künstliche Intelligenz“ ersetzt werden.
Graz, 28.01.2018
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Shared Workspaces 2018.03.15
Dr. Wolfgang Bretschko schafft in Graz Platz für die neue Welt der Arbeit und eröffnet das erste Coworkcafé in der Murmetropole. Mit seiner Firma Cocoquadrat greift er den Trend nach Mobilität, Flexibilität und Selbstbestimmung der neuen Arbeitswelt auf und bietet dafür einen voll servicierten Coworking Space mit integriertem Coffeeshop und zusätzlichen Service für Solopreneure und Entrepreneure.
Er versucht in seinen Ausführungen, durch Erläuterung der gesellschaftlichen, der technischen und der individuellen Entwicklung das Verständnis beim Zuhörer für sein Projekt zu heben. Die Generation Y (geboren 1990 und später) möchte selbstbestimmt leben und arbeiten können. Die daraus steigende Nachfrage an flexibel gestalteten Arbeitsmöglichkeiten und immer stärker werdendem Sinn für Selbstbestimmung und Freiraum verleihen dem Konzept von Dr. Bretschko zusätzlichen Schwung.
In der Steiermark wurden im Jahr 2017 täglich 11 neue Unternehmen gegründet, die Generation ab Geburtsjahr 1990 wird durchschnittlich in 15 verschiedenen Jobs in ihrer Berufslaufbahn arbeiten. Studien zeigen, dass es 2020 ca. 26.000 Cowork Centers weltweit geben wird. Alleine in London gibt es derzeit bereits ca. 5.000 Co-Working-Space Arbeitsplätze, und ihre Zahl ist stetig im Steigen begriffen.
Die Eröffnung des Hauses ist für Juni 2018 geplant, wobei Erfahrungen aus Wien zeigen, dass die Öffnungszeiten von 7:00 bis 20:00 Uhr ausreichend sind. Es ist die Selbstgestaltungsmöglichkeit der Kunden, die den Spirit der Arbeitsatmosphäre in die 500 m2 Räumlichkeiten am Entenplatz 1 a bringen wird. Dieser Standort verbindet die Nähe zum aufstrebenden Kunsthausviertel mit einer besonderen Innenstadtlage!
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Demokratie 2018.04.19
Direkte Demokratie - Königsweg zur Weiterentwicklung der Demokratie oder populistisches Instrument von Eliten? Dr. Max HALLER, em. Prof. für Soziologie der Karl Franzens-Universität Graz
Als Fakten für die Krise der repräsentativen Demokratie ortet Prof. Haller abnehmende Wahlbeteiligung, geringes Interesse der jungen Generation an Politik und sinkendes Vertrauen in die PolitikerInnen.
Könnte nun eine verstärkte direkte Demokratie als wichtige Ergänzung der repräsentativen Demokratie dienen? Anhand von theoretischen Hypothesen, aber vor allem an historischen Erfahrungen in unterschiedlichen politischen Systemen wird diese Frage erläutert.
So diente z.B. der Einsatz direkter Demokratie als reines Propaganda- und Legitimationsinstrument in totalitären Staaten (Italien 1934: Mussolini Referendum; 10.4.1938: Hitler Referendum in Österreich), in anderen Staaten war der Einsatz eher als riskant zu bezeichnen (z.B. Türkei, April 2017: Referendum Erdogan oder Ungarn 2016: Referendum Flüchtlingspolitik).
Aber auch ein taktischer Einsatz wie z.B. das am 23.6.2016 in Großbritannien abgehaltene Referendum über Mitgliedschaft/Austritt aus der EU ist durch den knappen Ausgang (für Austritt 51,89% bei einer Wahlbeteiligung von 72,2 %) umstritten – dies vor allem in Hinblick auf die Gefährdung eines Eliteprojektes: die europäische Union.
In Österreich wird die direkte Demokratie vor allem von politisch interessierten Personen (hier vor allem BürgerInnen mit höherem Bildungsniveau), AnhängerInnen von Minderheiten- oder Oppositionsparteien und West-ÖsterreicherInnen stark befürwortet.
Nach einem kurzen Ausflug in die Schweiz und der Frage, ob diese als Vorbild für Österreich dienen könne, wobei die Antwort der ÖsterreicherInnen eindeutig und über alle Bevölkerungsgruppen hinweg positiv ist, kommt der Vortragende zur Konklusion seiner Forschungen hinsichtlich der Wirkungen bzw. Voraussetzungen einer verstärkten direkten Demokratie.
Diese führt nicht zu verantwortungslosen oder menschenrechtlich problematischen Entscheidungen, hebt aber das Interesse und den Informationstand der Bevölkerung an den jeweiligen Themen als Folge einer breiten öffentlichen Diskussion.
Allerdings dürfen die bürokratischen Hürden für die Einleitung nicht zu hoch sein, die Fragestellung muss sich für eine Volksbefragung eignen (ja-nein Antwort muss möglich oder sinnvoll sein), die Frageformulierung muss eindeutig sein und die Abstimmungen müssen schlussendlich zu Konsequenzen führen.
Die abschließende, sehr angeregte und spannende Diskussion im Plenum beschäftige sich vor allem mit der Frage der umfassenden Information der Bevölkerung im Rahmen direkter Demokratie und der Gefahr der neuen Medien in Richtung Informationsüberfluss und Fake News.
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Blockchain 2018.06.19
Gerald Ratz, Ba, Gewerblicher Vermögensberater
Thema: Einfluss der Blockchain-Technologie auf die Finanzbranche
Fluch oder Segen – niemand kann diese Frage derzeit im Zusammenhang mit der rasanten technischen Entwicklung von Bitcoins (Peer-to-Peer Elektronic-Cash System) verlässlich beantworten. Vieles ist im Fluss, ja man könnte sogar von utopisch anmutenden exponentiellen Entwicklungen im Bereich Blockchain sprechen.
Ausgangspunkt war die große weltweite Bankenkrise im Jahr 2008, seitdem entwickelt sich die Technologie Blockchain in einem atemberaubendem Tempo. Immer mehr große Firmen, Banken, Versicherungen und Fondgesellschaften springen auf diesen „Zeitzug“ auf. Die Generierung der weltweiten Netzwerke zur Abwicklung von Transaktionen direkt mit den anderen Partnern erfolgt ohne Zwischenpartner, manipulationssicher und vor allem ohne das massive Reglement, dem z.B. Banken unterliegen. Die Kapazitäten und die Leistungsfähigkeit der Blockchain erscheinen gigantisch, wobei der hohe Stromverbrauch für die Rechnerleistung bereits zu einem ersten Thema wird.
Weiteren Risken wie z.B. Rechtsrisiko, Wertschwankungs- bzw. Totalverlustrisiko, Betrugs- und Manipulationsrisiko, Technische Risken/Inkompatibilitäten, Fremdbestimmtheit, Geldwäsche/Terrorismus, regulatorische Hürden, keine Eigenmittelerfordernisse und Datenschutz stehen zahlreichen Chancen gegenüber. Schnelligkeit, Sicherheit und Zuverlässigkeit, Kosteneinsparungen, Imagegewinn, neue Geschäftsmodelle und Unternehmensstrukturen und die Aufwertung der Globalisierung sind nur einige wenige neue positive Effekte.
Neben Chancen und Risken sind noch sogenannte economic impacts wie die Beeinflussung von Inflation/Deflation, Zahlungsmittelfunktion, Volatilität, Instrumente der Geldpolitik, Negativzinsen und nicht zuletzt das Szenario einer bargeldlosen Gesellschaft (als Vorreiter sind hier Länder wie Indien und Schweden zu nennen) absolut diskutable, aber auch schwer abzuschätzende Themen.
Thomas J. Watson meinte „Ich denke, dass es einen Weltmarkt für vielleicht fünf Computer gibt“! Die Gegenwart zeigt eine andere Welt und die weitere Entwicklung steht annähernd im gleichen Verhältnis zur damaligen Aussage und heutigen Sachlage. Schauen wir also positiv und interessiert in die Zukunft und lassen uns überraschen!
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review AMS 2018.09.18
Thema: Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung – Chancen und Herausforderungen
Dr. Johannes Kopf, LL.M
Der Funke ist übergesprungen, die Wirtschaft boomt. Dies zeigt Dr. Johannes Kopf sehr anschaulich mittels Grafiken zur Zahl der Arbeitslosen und SchulungsteilnehmerInnen im Zeitverlauf 2009 – 2018. Den Zusammenhang Wirtschaftswachstum (2018: 3,2 %), steigende Zahl der unselbständig Beschäftigten (2018: + 70.700) und absolute Veränderung der Arbeitslosen (2018: - 32.000) erläutert er anhand der Zusammensetzung des Arbeitskräftepotentials aufgeschlüsselt nach Nationalitäten.
Mit einer Gesamtarbeitslosenquote von 4,9 % liegt Österreich im August 2018 an 10. Stelle im europäischen Vergleich, in der Jugendarbeitslosigkeit am sehr guten 6. Platz, anders Griechenland (39,7 %) und Spanien (33,4 %), die ein sehr tristes Zukunftsbild für die Jugend zeichnen.
Die Dynamik am österreichischen Arbeitsmarkt am Beispiel August 2018 (Gesamtstand von ca. 340.000 Arbeitslose) mit ca. 80.000 Zu- und Abgängen lässt erkennen, dass das AMS und seine MitarbeiterInnen im derzeitigen Wirtschaftsumfeld sehr gefordert sind.
Dies auch vor dem Hintergrund der Zusammensetzung der Arbeitslosenquote nach Bildungsabschluss, die seit den 90iger Jahren vor allem im Bereich Arbeitslose mit nur Pflichtschulabschluss einen sehr hohen Anstieg verzeichnet (1990 ca. 10 %, 2017 ca. 25 %).
Die Unternehmen beklagen derzeit einen steigenden Fachkräftemangel bei gleichzeitig steigendem Personalbedarf (offene Stellen beim AMS im August 2018: ca. 79.000). Die demographische Entwicklung ist kontrovers – auf der einen Seite die Verlängerung der Lebens- und auch Arbeitszeit – auf der anderen die Schrumpfung der Bevölkerung und Verknappung der Nachwuchskräfte.
Als zukünftige Chancen und Herausforderungen für den Arbeitsmarkt sieht Dr. Kopf die technisch-ökonomische Entwicklung und Digitalisierung versus Fachkräftemangel bei steigender Anzahl von unqualifizierten und/oder langzeitbeschäftigungslosen Menschen.
Schulbildung, Aus- und Weiterbildung scheint der wesentliche Schlüssel zu sein, um den Herausforderungen am Arbeitsmarkt auch in Zukunft adäquat begegnen zu können.
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 2017
Review TAC 2017.01.17
TALENTCENTER der WKO Stmk
Dr. Günther Witamwas, Geschäftsführer des SOWI-AV, erklärte in seiner Einleitung die Grundidee aus dem Jahre 2008, als der erste Arbeitskreis zu diesem Thema stattfand. Aufgrund des demografischen Wandels in Österreich nimmt die Zahl der Jugendlichen immer weiter ab und es gehen der steirischen Wirtschaft wertvolle Humanressourcen verloren. Eine „Verschwendung“ an Talenten, sehr oft durch falsche Ausbildungsentscheidungen verursacht, sollte durch die Entwicklung des Talentcenters weitgehend vermieden werden. Für die Errichtung des Talentcenter wurden 2,3 Mio EUR investiert.
Wissenschaftlicher Partner des Talent.Center ist die Karl-Franzens-Universität Graz, die die Tests für das Talentcenter eigens unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Martin Arendasy vom Institut für Psychologie an der Uni Graz entwickelt hat und begleitet bzw. weiterentwickelt.
Seit Startschuss im September 2016 konnten bereits 1.500 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren einen Test absolvieren. Dies erfolgte im Rahmen von Schulveranstaltungen, wobei die 13- bis 15-jährigen rund 5 Stunden im Talentcenter (reine Test Zeit ist 180 min) eine umfangreiche Testbatterie durchlaufen, die u.a. kognitive Fähigkeiten, Motorik, Aufnahmefähigkeiten sowie berufsrelevante und auch allgemeine Kenntnisse überprüft. Europaweit einzigartig erfolgt dies in sogenannter adaptiver Form, d.h. jede Beantwortung einer Frage beeinflusst den Schweregrad der nachfolgenden Aufgabe. Die Ergebnisse dieses Tests beinhalten einerseits Berufsvorschläge mit Berücksichtigung der Interessenten, andererseits auch Berufsvorschläge unabhängig der Interessen der Jugendlichen. Im Idealfall kommen Berufe in beiden Ergebnislisten vor. Die Testergebnisse (ca. 40 Seiten Report inkl. Hilfreichen Online-Links für weitere Schritte und Verlinkung mit Berufsbildern) können dann individuell abgerufen werden und werden den SchülerInnen erklärt.
Das Talentcenter arbeitet bereits an einer Ausweitung auf die Gruppe 16-17jähriger bzw. 18-19jähriger. Auch ist geplant, dass ab März 2017 Einzeltestungen (nicht nur Schulgruppen) durchgeführt werden können.
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Fußball 2017.03.09
Wirtschaftsfaktor Fußball
war das Thema der SOWI-AV Veranstaltung am 9-März im Palais Kottulinsky, das der Wiener Fußballpräsident und langjährige Topschiedsrichter Robert Sedlacek für die interessierten ZuhörerInnen abhandelte.
Fußball ist in Österreich die absolute Nummer 1 Sportart als Breitensport, erzielt eine Wertschöpfung von knapp 320 Mio. €uro jährlich und schafft rund 41.000 Arbeitsplätze. Beachtliche Zahlen wenn man bedenkt, dass dies etwa der Wertschöpfung der gesamten Luftfahrt oder der Forschung entspricht.
Nachdem es auf Grund der österreichischen Voraussetzungen de facto unmöglich ist, mit den gewaltigen Finanzaufwendungen europäischer Spitzenklubs zu konkurrieren, hat sich der österreichische Fußball zu einem erfolgreichen Ausbildungsland entwickelt. Fast 200.000 Nachwuchsspieler genießen die Unterweisungen hervorragend ausgebildeter Trainer, von denen es trotzdem die wenigsten bis in den Spitzen Profisport schaffen - aber dieser Breitensport ist auch gesundheitspolitisch von enormer Bedeutung.
Sedlacek unterstrich aber in diesem Zusammenhang auch die enorme Bedeutung des Ehrenamtes, ohne das es wahrscheinlich nur 1/4 der derzeit rund 2250 Fußballvereine gäbe. Durch die Breitenwirkung ist gerade der Fußball nach wie vor für Sponsoring hoch interessant, auch wenn sich das Internet immer mehr zur Konkurrenz entwickelt.
Zu attraktiveren wäre die Schiedsrichterentlohnung in Österreich, denn anstelle der derzeit 2500 SchiedsrichterInnen würde man um zumindest 1000 mehr brauchen. Auch im Damenfußball wäre größerer Zulauf gefragt, dass diese Sportart nicht ewig eine Männerdomäne bleibt.
Im Sportland Österreich (weltweit auf Platz 12 bei 8 Mrd. € Umsatz im Sporttourismus) ist es wichtig, diesen wichtigen Sportzweig auch weiter zu fördern.
Text: Herbert Grabner
Fotos: Renate Pleterski
Review Nationalismus 2017.04.26
Review: Quo vadis EU? Ein soziologischer Blick auf den neuen Nationalismus in Europa
Der SOWI AV hatte zu einem Informationsabend mit dem Vortragenden Univ.-Prof Dr. Klaus Kraemer vom Institut für Soziologie an der Uni Graz ins Palais Kottulinsky eingeladen. Das Thema passend gewählt zu der bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Frankreich, bei der der rechtsnationalen Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, beste Chancen in der bevorstehenden Präsidenten-Stichwahl eingeräumt werden.
Bei dem einstündigen Vortrag bekamen die ZuhörerInnen interessante Antworten auf die Fragen, mit welchen Modellen man den neuen Nationalismus erklären kann sowie eine detaillierte Erläuterung dieser und deren Überzeugungskraft:
Der kulturelle Ansatz: Hier geht man von der Annahme aus, dass ethnische „Parallelgesellschaften“ Fremdheitserfahrungen inmitten der Mehrheitsgesellschaft der
Autochthonen hervorrufen und den Wunsch nach kultureller „Selbstbehauptung“ aufkommen lassen.
Der sozioökonomische Ansatz hat die stetig wachsende Konkurrenz um das Gleiche im nationalen Container zum Inhalt. Im neuen Nationalismus artikuliert sich keine Sehnsucht nach kultureller oder ethnischer Homogenität, sondern die Befürchtung, mit Fremden um das Gleiche zu konkurrieren.
Der soziopolitische Erklärungsansatz beschäftigt sich mit der Elitenkritik und der politischen Repräsentationskrise. Man postuliert, dass die etablierten Parteien ununterscheidbar geworden sind und die westliche Demokratie in einer tiefen Repräsentationskrise stecke.
Wann werden Fremde als kulturelle Bedrohung wahrgenommen und wann nicht? Die These der „Konkurrenz um das Gleiche“ lässt diese Frage insofern unbeantwortet, da nicht ausschließlich „Globalisierungsverlierer“ sondern auch die gefestigte Mitte der Gesellschaft für den neuen Nationalismus empfänglich ist.
Im Erklärungsversuch der Elitenkritik bleibt die Frage offen, warum bevorzugt Angebote rechts der Mitte von der politischen Unzufriedenheit profitieren.
Am Ende des Vortrages kann als Fazit einer soziologischen Erklärung folgendes festgehalten werden: Transnationale Märkte und Elitenerzählungen vom „postnationalen“ Europa nähren eine Renationalisierung von „unten“.
Text: Mag. Katharina Friedl
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Fake News 2017.06.07
Neue Medien & Fake News – individuelle Wahrheiten in digitalen Kommunikationsbahnen
Dr. Günther Witamwas, Geschäftsführer des SOWI-AV, begrüßte auch als Vorsitzender des Aufsichtsrates der FH Joanneum. Seit mittlerweile 22 Jahren mit derzeit 42 Studiengängen für ca. 4.200 Studenten stellt die FH Joanneum einen bedeutenden Player am Bildungssektor.
FH-Prof Dr. Heinz M. Fischer, Vorsitzender des Departments Medien & Design und Leiter des Institus Journalismus & PR an der FH Joanneum spannte gekonnt den Bogen mit einem kurzen historischen Abriss über die Gegenwart bis hin in die Zukunft, wo er etwaige Gegenmaßnahmen zu Fake News aufzeigte.
Falschmeldungen sind ein medienhistorisches Phänomen (z.B. Flugblätter im 16. Jh. mit „Falschinhalten“, Zeitungsenten, Tratsch, Spekulationen und Gerüchte bis hin zu gezielter Propaganda, Manipulation und Beeinflussung) und anerkannte, legitimierte Ingredienzen von Journalismus und Medien.
Fake News erleben gegenwärtig eine Konjunktur, die in der derzeitigen gesellschaftlichen Konstellation begründet scheint. „Storry-telling“ und die Attraktivität einer Nachricht (Sensation, Spektakuläres) zielen auf den Faktor Aufmerksamkeit hin, der durch das Internet verstärkt wird. Selbsternannte Kommunikationsfachleute, sog. „spin doctors“ erleben eine Hochkultur, es herrscht seit 9/11 eine Blütezeit von Mythen- und Verschwörungstheorien.
Nach dem Motto: „alles ist möglich“ findet eine „Als-Ob-Gesellschaft“ unterstützt durch den rasanten technischen Wandel einen enormen Aufschwung. Die Distribution von Informationen erfolgt quasi in Echtzeit, ausgehend von unterschiedlichsten Quellen – ein journalistischer Faktencheck ist damit unmöglich geworden. Der Selbstreinigungseffekt der Community funktioniert nicht und Fake News (bewusste unrichtige Darstellung der Informationen) können damit zu Verunsicherung der Gesellschaft führen.
Dieser Entwicklung, so FH-Prof Dr. Heinz M. Fischer, könnte durch Stärkung der Medienkompetenz und Hebung der Kritikfähigkeit der Menschen entgegenwirkt werden.
Dr. Robert Gutounig, Forschender, Projektleiter und Lehrender am Institut für Journalismus & PR an der FH Joanneum, beleuchtete die interessante Frage, ob der Stellenwert der Wahrheit in unserer Gesellschaft entwertet wurde. Begriffe wie z.B. „alternative Fakten“, geprägt durch die Pressesprecherin von Präsident Trump, „Bullshit“, in dem es der berichtenden Person quasi egal ist, welche „Wahrheit“ sie/er meist rasant übe die neuen Medien verbreitet, führen die Qualität des Journalismus in die Krise.
Das alternative Medienuniversum wächst rasant, und damit auch die Verbreitung von Fake News. Lösungsansätze, diese Entwicklung zumindest etwas einzudämmen sind einerseits gesetzliche Regelungen, technische Reaktionen über algorithmische Adaptionen oder auch sogenanntes Fakt-Checking diverser Nachrichtenagenturen.
Schlussendlich ist jeder einzelne angehalten, durch kritisches Denken und mehr Eigenverantwortung leider oft zielgerichtete Fake News und „Hate speech“ zu identifizieren und wenn notwendig auch darüber aufzuklären.
Zeitungsente versus Internetkrokodil – vertrauen wir auf die Pluralität der Quellen und dem gesunden Hausverstand!
Text: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Wutwähler 2017.10.18
Die Welt des Wutwählers – Professor Dr. M. PRISCHING
Die steigende Anzahl von Wutwählern in Europa trotz oder gerade aufgrund Wohlstands auf höchstem Niveau ist das äußerst interessante Thema, das Professor Dr. M. Prisching beleuchtet.
Essentielle Anker des Alltags, die als selbstverständlich und Sicherheit gebend empfunden werden, unterliegen einem langfristigen Prozess der Korrosion.
Die Distanz zwischen Wissen und Komplexität (Überforderung) klafft immer weiter auseinander und die Vertrautheit nimmt ab. Unüberschaubarkeit, Desorientierung und Kompetenzlücke werden durch Katalysatoren wir z.B. Migration verstärkt.
Die Normalität der Wertewelt unterliegt immer mehr Degenerationskräften. Welche Werte gelten noch in der europäischen Gemeinschaft? Wie steht es um die Menschenrechte und auch um die Solidaritätsgebote?
Die Gemeinschaft als Normalität der Einbindung in die Gesellschaft triftet zunehmend auseinander. Individualismus, progressiv individuelle Milieus und Entfremdung sind nur einige wenige Beispiele dafür.
Auch der Wohlstand, die Normalität von Fortschritt und Einkommen, scheint durch Landflucht, Migration, Konsum, Einkommensstagnation, Integrationsaufwendungen, Perspektivenlosigkeit und Globalisierung gefährdet.
Die Normalität der Gesichertheit wandelt durch Terrorangst, Migration, Souveränitätsverlust und staatliche Schwäche die Gesellschaft in eine Angst-, Therapie- und fragile Gesellschaft.
Integrationspotentiale der Vergangenheit, wie z.B. die Religion im 19. Jahrhundert oder Heimatverbundenheit und Nationalismus bis hin zum Wohlstand und Wachstum im 20. Jahrhundert lösen sich scheinbar auf. Degenerationskräfte wie Modernisierung, Beschleunigung, Flexibilisierung und Individualisierung wirken auf die Gesellschaft und erhöhen Unbehagen, Entfremdung bis hin zur Wut, Angst, Aggression und Terror.
Der Wutbürger ist geboren, er fühlt sich von der Welt nicht mehr getragen. Damit geht eine grundlegende Antisystemorientierung anher, in der das Volk sich als Opfer des Systems, der Politik und der Medien sieht. Verschwörungstheorien werden verbreitet. Verstärkend wirken dazu Globalität, Migration und Terrorismus.
Fazit: die BürgerInnen haben es noch nicht schafft, sich der Welt der Spätmoderne anzupassen - Fakt ist, dass die Gesellschaft und die Rahmenbedingungen nicht zurückgedreht werden können und dies auch nicht gewollt ist – daher ist die große Herausforderung der Zukunft, mit dem fragilen Pluralismus zurecht zu kommen !
Graz, 19.10.2017
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 39. Symposium in Stockholm
Verwerfungen! – Weltwirtschaft unter geänderten (Rahmen-) Bedingungen
„Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune“ (Johann Wolfgang v. Goethe) - kaum treffender lässt es sich beschreiben, als im Zuge des 39. SOWI-Postgraduate Wirtschaftssymposiums, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des SOWI-AV in der Bibliothek der KTH Stockholm zusammenkamen, um über die Verwerfungen in der Weltwirtschaft zu debattieren.
Beginnend mit den Grußworten des Vorsitzenden des SOWI-AV, KoR Mag. Volker Pichler, und des Dekans der SOWI-Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Thomas Foscht, wurden die Anwesenden aufgefordert, einen Schritt zurückzutreten und sich ein Gesamtbild unserer globalisierten Welt zu machen.
Um Zusammenhänge und geschichtliche Entwicklungen zu verstehen, vermittelte Em. Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer den Teilnehmenden zuallererst einen Eindruck über Systembrüche in der Wirtschaft, indem er einen Streifzug durch die Wirtschaftsgeschichte darbot. Ausgehend von Werner Sombart, der den Begriff des Wirtschaftssystems in Geist, Ordnung und Technik unterteilte, wurden die Kennzeichen des Früh-, Hoch- & Spätkapitalismus erläutert. Wohlgemerkt war auch die Entstehung des Kapitalismus kein radikaler Systembruch, sondern ein schleichender Wandel, der sich erst im Nachhinein zeitlich einteilen lässt. Natürlich gab es schon immer einschneidende Ereignisse, die zu Umbrüchen geführt haben, sei es nun die Revolution von 1848, die Weltwirtschaftskrise 1929, oder die beiden Weltkriege, aus denen resultierend es 1918 und 1945 zu großen Veränderungen in den bisherigen Wirtschaftssystemen gekommen ist. Vor allem seit Ende des zweiten Weltkrieges wird auf Globalisierung und eine geordnete Weltwirtschaft gesetzt. Nicht zuletzt, so Professor Schöpfer, seien die industriellen Revolutionen festgehalten und, dass die sogenannte vierte industrielle Revolution gerade stattfindet. Die Digitalisierung schreitet im Eiltempo voran und noch ist nicht absehbar, welche Folgen für die Menschheit daraus resultieren werden. Der quartäre Sektor nimmt rasch zu, während primärer und sekundärer Sektor immer mehr sinken. Ob die Auswirkungen der Technologisierung aktuelle Probleme wie Ressourcenknappheit, Überbevölkerung oder Klimawandel bewältigen können, bleibt vorerst abzuwarten.
Einen Fokus wohin denn die Weltwirtschaft treibe, setzte Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl Farmer in seinem Vortrag. Dazu stellte er die Frage voran, ob die Globalisierung denn am Ende sei oder wieder zurückgekehrt ist. Fest steht jedenfalls, dass es einen Stillstand bei multilateralen Handelsrunden gibt und eine Desintegration des Welthandels. Es bleibt jedoch hervorzuheben, dass sich die Globalisierung nur verlangsamt habe und nicht vollkommen am Ende sei. Die wachstumstreibenden Kräfte, betonte Professor Farmer, seien stärker als die wachstumshindernden. Die Konjunktur ist der Treiber der Weltwirtschaft, abzulesen am weltweiten Bruttoinlandsprodukt und am Welthandel. Es sei zu berücksichtigen, dass weniger entwickelte Länder schneller wachsen, als entwickelte, dies sei ein Vorteil der Rückständigkeit. Ein Blick auf die Prognosen der kurzfristigen Entwicklung zeigt, dass der Welthandel schneller wächst als das weltweite Bruttoinlandsprodukt, was, laut Professor Farmer, ein Indikator dafür sei, dass es der Weltwirtschaft gut geht. In der heutigen, globalisierten Welt gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Welthandel und Investition, der durch die weltweit vernetzten Wertschöpfungsketten veranschaulicht wird. Laut Prognosen, wird der Handel zwischen China und der USA weiterhin dominierend sein, trotz protektionistischer Avancen der USA in der vergangenen Zeit. China wird zur stärksten Wirtschaftsmacht aufsteigen, der Handel in der Pazifikregion insgesamt wird intensiviert und es kommt wiederum vermehrt zu intersektoralen Handel. Abschließend stellte Professor Farmer somit fest, dass die Globalisierung nur pausiert habe, nicht jedoch zu Ende sei.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Richard Sturn griff als nächstes Thema die politische und wirtschaftliche Situation Europas auf. Vorneweg stellte er fest, dass die EU ein Vorzeigeprojekt sei, das grenzübergreifend Probleme durch transnationale Kooperation bewältigen könne, die EU in ihrer jetzigen Situation jedoch nicht überlebensfähig sei. Ein Zerfall würde viele negative Effekte hinter sich ziehen, unter anderem, dass Europa kein geopolitisches Gewicht mehr haben würde. Vergleichend zeigte Professor Sturn die vier Freiheiten der EU auf (men, goods, capital, services), die auch schon Hayek in seinen Schriften erwähnte. So erwähnte auch Hayek schon 1939, dass eine gemeinsame Außen- Verteidigungspolitik sowie eine gemeinsame Geld- und Währungspolitik von Nutzen seien und ökonomische Integration notwendig sei. Die Entwicklungen in letzter Zeit zeigen, dass der Nationalismus wiederum erstarke, was, laut Professor Sturn, die Frage aufwirft, ob denn die Bevölkerung zu „unreif“ sei für die EU. Es zeigte sich schon öfters, dass Modelle nicht zum Entwicklungsstand der Bevölkerung passten und es daher auch denkbar sei, dass die EU eigentlich ein Elitenprojekt ist. Auch hat sich gezeigt, dass Integration ohne Sozial- und Ordnungspolitik Missstände schafft und, dass es nicht genug sei, solche problematischen Zeiten einfach „auszusitzen“. Schließlich konstatierte Professor Sturn, dass ohne Kombination von Positivsummenlogik und Sozial- und Ordnungspolitik die EU nicht überleben könne.
Daran anschließend präsentierte Dr. Claudia Unger die Idee der Sozialunion Europa. Diese wird geprägt von Solidarität und Innovation und soll zur Sicherung des Friedens am Kontinent Europa beitragen. Dies sei jedoch eine große Herausforderung, gerade in Zeiten, in denen Populismus wiederum zu einer immer größer werdenden Gefahr wird. Die EU zerreibe sich an ihrem Problem der Einheitlichkeit, stellte Frau Dr. Unger fest. Die soziale Säule der EU soll moderne Sozialsysteme in der EU garantieren und umfasst dabei 20 Punkte. Zwei davon hob Frau Dr. Unger besonders vor: Chancengleichheit und Mindestlohn. Es müsse darüber hinaus ein Perspektivenwechsel herbeigeführt werden und Diversität gefördert werden, schon beginnend bei den Jungen mit Programmen wie beispielsweise „Erasmus“, Schüleraustausch, Transregio-Projekten und Städtepartnerschaften. Ein weiterer wichtiger Faktor zur Sicherung der sozialen Gerechtigkeit in der EU sei Nachhaltigkeit, weg von Gas und Öl, hin zu erneuerbaren Energien. Ein letzter Punkt, den Frau Dr. Unger ansprach, war das bedingungslose Grundeinkommen. Es gebe leistbare Modelle, die jedenfalls anzudenken und zu implementieren wären.
Über Schwedens Positionierung in der EU referierte als nächstes MMag. Dr. Arthur Winkler-Hermaden, österreichischer Botschafter in Stockholm, und stellte gleich zu Beginn fest, dass das EU-Bewusstsein der Schweden von dem der Österreicher differiert. Nicht zuletzt, weil Schweden nach wie vor eine Monarchie ist und Österreich eine Republik. Die Schweden seien immer einen Tick voraus, offen für Neues und glauben an den Fortschritt. Natürlich solle die EU nicht als Verteilungsunion agieren und dementsprechend auch keine Steuern seitens der EU eingehoben werden. Die Schweden haben ein vollständiges Bekenntnis zur Modernisierung, und auch die Gewerkschaft bzw. die Sozialpartner arbeiten daran mit, des Weiteren wird die Gleichstellung in Schweden großgeschrieben. Auch, so stellte Botschafter Winkler-Hermaden fest, will Schweden eigene Überzeugungen anderen aufzwingen und gibt dafür auch 1% des BSP für Entwicklungshilfe aus, welche jedoch an spezifische Auflagen gebunden sei. Als offenes Land hat Schweden in der vergangenen Zeit starke Einschnitte in der Immigrationspolitik setzen müssen, um den Zuzug zu beschränken und setzt sich seitdem für eine EU-weite Lösung und Quotenverteilung innerhalb der EU ein. Abschließend brachte Botschafter Winkler-Hermaden den Anwesenden noch näher, dass Schweden sehr transparent sei und diese Transparenz auch oft dazu führe, dass die Bevölkerung zur Denunziation aufgefordert werde.
Der Management-Zugang der Schweden wurde von Uni Graz-Absolvent und Auslandsösterreicher Mag. Christoph Kircher, MSc erläutert, der als Geo-Informatiker in Schweden tätig ist. Zunächst wurde Einsicht gegeben in die Gewerkschaft Schwedens, die auch Kollektivverträge vereinbart. Die allgemeinen Arbeitsbedingungen, erzählt Mag. Kircher, sind geprägt durch eine flache Organisationsstruktur und eine familiäre Atmosphäre, es herrsche grundsätzlich das „Du“-Wort und die Schweden sind nicht sehr auf ihre Titel bedacht. Besonders bemerkenswert sei die schwedische „Fika“, eine Art Kaffeepause, die mehrmals pro Tag abgehalten wird. Generell sei die schwedische Zusammenarbeit sehr konsensorientiert und zeitflexibel. Den Mitarbeitenden werde gleichermaßen Verantwortung übertragen, was natürlich Vor- und Nachteile hat, denn oft zeigen einige mehr Engagement, wohingegen andere nur Trittbrettfahrer sind.
Dr. Peter Riedler zeigte im Anschluss die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten von Wissenschaft und Forschung in Skandinavien und Österreich auf. Bildung habe in Nordeuropa grundsätzlich einen hohen Stellenwert und der Unizugang ist auch kostenlos, jedoch gebe es größtenteils eine Elitebildung, da es sehr schwierige Aufnahmeverfahren an den einzelnen Hochschulen gebe. Auch in den skandinavischen Ländern wird die Studienplatzfinanzierung versiert, in Nordeuropa gebe es jedoch höhere öffentliche Bildungsausgaben als in Österreich. Auch die Anzahl der Akademiker und Weiterbildungen ist höher und Vizerektor Riedler hielt fest, dass die skandinavischen Länder sehr innovativ seien und eine konsequente Standortpolitik verfolgen würden. Abschließend resümierte er, dass ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der nordeuropäischen Länder auch die Akzeptanz der Bevölkerung sei und das hohe Maß an Pragmatismus.
Den letzten Vortrag hielt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Stockholm, Mag. Dr. Albrecht Zimburg, der die bilateralen Aspekte der Wirtschaftsbeziehung zwischen Österreich und Schweden veranschaulichte. Zu Beginn wies Herr Dr. Zimburg darauf hin, dass österreichische Unternehmen keinesfalls die Schweden vernachlässigen dürfen, alleine schon im Hinblick auf die riesige Landmasse Schwedens und dessen wettbewerbsfähige Wirtschaft. Vergleichbar mit Österreich habe auch Schweden in jüngster Vergangenheit ein wesentliches Problem durch Zuwanderung, das beide Staaten vor große Herausforderungen stelle. Abgesehen davon sind Schweden und Österreich zwei hochentwickelte Handelspartner. Ungefähr 107 Niederlassungen österreichischer Unternehmen gibt es in Schweden, die die hohen Qualitätsvorstellungen der Schweden erfüllen können. Festzuhalten sei, so Dr. Zimburg, dass das Preisniveau in Schweden sehr hoch sei, es eine hohe Kaufkraft gebe, jedoch die Mentalität der Schweden eher zu regionalen Einkäufen tendiere. Bei Verhandlungen lasse sich feststellen, dass die Schweden sehr konfliktscheu sind und nach einer zähen Verhandlungsrunde eher zurückweichen, als einen Vertragsabschluss besiegeln.
Im Anschluss an diese hochkarätigen Vorträge mit anschließenden Diskussionen, lud der Herr Botschafter noch zu einem Glas Wein ein, bei dem sich die Anwesenden noch über den üppigen Informationsgehalt dieses Tages austauschen konnten und darin übereinkamen, dass große Herausforderungen auf uns zukommen, die jedoch auch einzigartige Chancen und Möglichkeiten eröffnen.
Text: Johannes P. Zeiringer, BSc
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Medizin 2017.11.14
Univ.-Prof. Dr. KH. Tscheliessnigg startete seinen Vortrag zum Thema: „Medizin gestern, heute, morgen - Die Gesundheitsstruktur 2035 in der Steiermark – eine strukturelle, personelle und finanzielle Herausforderung“ mit einem äußerst interessanten, chronologisch aufgebauten Überblick über die Entstehung der heutigen modernen Medizin. Beginnend mit dem Begründer der Medizin, Hippokrates von KOS (+ 370 v. Chr.), über erste Narkoseversuche im 5. Jh. bis hin zur rasanten Entwicklung der Medizin im 19. und 20. Jh., nicht zuletzt auch durch die Nutzung der technischen Revolution, verstand er es, das Publikum in Spannung zu halten.
Das Motto für die Medizin der Zukunft wird sein „Wir behandeln die Patienten dort, wo wir es am besten können“. Die hohe Spezialisierung der Ärzte, Achtsamkeit als Thema für Work Life Balance vor allem bei jungen Ärzten und eine verkürzte gesetzliche Arbeitszeit nennt er als Treiber für den regionalen „Strukturplan Gesundheit 2035“ in der Steiermark. Ziel ist ein genauestens abgestufter Versorgungsplan mit sieben Leitspitälern und einem zusätzlichen Netz aus ca. 25 Gesundheitszentren (primary health care center) in allen Regionen der Steiermark, um den PatientInnen eine bestmögliche Versorgung zu ermöglichen.
Text: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Renate Pleterski
Review OeNB 2017.11.30
Am 30.11.2017 versammelten sich interessierte Mitglieder des SOWI-AV sowie Gäste, um zum Thema EWWU – 2007 bis 2017“ (Europäische Wirtschafts- und Währungsunion - Prävention zukünftiger Krisen, Lehren, Maßnahmen, Entwicklungen) einen Erfahrungsbericht zu erhalten.
Dieser wurde von Frau Mag. Carmencita Nader-Uher, CEFA, MBA gestaltet, die damit begann die Geschichte von 2007 an aufzurollen. Von den ersten Komplikationen in London, die sich global weiterverzweigten und in Europa wie ein Lauffeuer ausbreiteten, bis zu Krisenspirale, die letztlich zu Finanz- und Schuldenkrise führte, spannte sie den Bogen in äußerst veranschaulichter Weise.
Anschließend wurden die Maßnahmen erläutert, um den Entwicklungen gegenzusteuern bzw. präventiv zu verhindern. Insgesamt ist seither die Kapitalquote der österreichischen Banken kräftig gestiegen und durch eine Bankenunion, mit Schutzmechanismen und Einlagensicherung, wurden viele Vorhaben in die Tat umgesetzt. Am öffentlichen Sektor, so Nader-Uher, seien weitere Reformen der wirtschaftspolitischen Steuerung notwendig, was sich in der EU als kein leichtes Unterfangen erweist, und allein mit der Drohung von Sanktionen kein wesentliches Druckmittel besitzt.
Zusammenfassend schloss Frau Mag. Nader-Uher, dass durch die gesetzten Maßnahmen insgesamt die Wettbewerbsfähigkeit gestiegen ist und führte damit gleich in die Fragerunde über, welche die zahlreichen Interessenten gerne nutzen und auch beim anschließenden Buffet, gesponsert von der ÖNB, weitervertieften.
Text: Johannes P. Zeiringer, BSc
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 2016
Review Industrie 4.0
Industrie 4.0 - Was bringt die digitale Transformation?
war das spannende Thema eines vom SOWI-AV organisierten Infoabends im innovativen HAVARD BUSINESS SCHOOL ROOM der TU Graz mit dem Innovationsmotor Univ.-Prof. Dr. Christian RAMSAUER (Institut für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung) und dem neubestellten Geschäftsführer der österreichweiten Plattform Industrie 4.0, DI Roland SOMMER.
Beide Referenten gaben einen höchst spannenden Ausblick auf die digitalisierten Entwicklungen der nächsten Jahre, bei denen vieles noch offen ist. Aber gerade auch das unter Koordination von Prof. Ramsauer stehende Innovationsnetzwerk im Grazer Raum unter Beteiligung zahlreicher namhafter Firmen bietet Chancen und positive Zukunftsperspektiven bei der bevorstehenden Transformation von Jobs hin zum IT-Bereich. Es ist dies die 4. industrielle Revolution nach der Einführung mechanischer Produktionsanlagen um 1780 - der arbeitsteiligen Massenproduktion (Fließband) 1870 - und der Einführung der EDV und IT 1969.
Viele traditionelle Berufsbilder werden verschwinden und neue entstehen, wie schon die Einführung der EDV rund 1500 neue Tätigkeitsprofile brachte. Manuelle Tätigkeiten werden vermehrt durch digitale Medien geleitet, um auch jene in Arbeitsprozesse einbinden zu können, die nicht Höchstqualifikationen erreichen.
Bildung, Innovation und auch Kreativität sind wichtig für eine gedeihliche Zukunftsentwicklung. Stolz ist man auf den österreichweit ersten FabLab an der TU Graz, wo modernstes Equipment für freie Kreativität zur Verfügung steht und jeden Donnerstagnachmittag auch frei nutzbar ist.
Wenn über 50% der weltweiten Technikinnovationen aus dem deutschsprachigen Raum kommen, brauchen wir nur die Chancen zu ergreifen, Bürokratie abbauen und vereinfachen und möglichst viele in diese neueste industrielle Revolution einzubauen, damit wir auch in Zukunft vorne dabei sind.
Text: Mag. Herbert Grabner
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Panama Papers
„Panama – aggressive Steuergestaltung – ein Ende in Sicht?“
International tätige Unternehmen können im Gegensatz zu national tätigen Unternehmen ihre Gewinne bzw. Steuerbemessungsgrundlagen in Hochsteuerländern aushöhlen und ihre Gewinne gezielt in Niedrigsteuerländer verlagern. Das Nutzen von bestehenden Gestaltungsspielräumen zur Minimierung der Gewinnsteuern wird heute als „aggressive Steuergestaltung“ angesehen. Tatsächlich besteht eine Wettbewerbsverzerrung zwischen international und national agierenden Unternehmen.
Nach Einschätzung der OECD führt aggressive Steuergestaltung und vor allem auch mangelnde Transparenz und Zusammenarbeit zwischen den Steuerverwaltungen zu Mindereinnahmen zwischen 4 % und 10 % der globalen Körperschaftsteuereinnahmen. Das entspricht in etwa USD 100 Mrd. bis USD 240 Mrd. jährlich! Lt. Aussagen der EU-Kommission wird das KöST-Aufkommen in der EU durch Gewinnverlagerungen um 17 % bis 20 % gemindert, jährlich gehen der EU dadurch rd. € 70 Mrd. verloren!
Gestaltungsstrategien zur internationalen Gewinnverlagerung eröffnen sich vor allem für die digitale Wirtschaft. Die digitale Wirtschaft benötigt in der Regel keine physische Präsenz in Form einer Betriebsstätte oder einer festen örtlichen Einrichtung im Absatzstaat bzw. Quellenstaat. Die bestehenden Besteuerungskonzepte haben damit keinen Anknüpfungspunkt für eine Besteuerung. Hybride Instrumente, gewinnkürzende Zahlungen für immaterielle Vermögenswerte (Lizenzen) aus Gesellschaften in Hochsteuerländern an Gesellschaften in Niedrigsteuerländern sowie das Ausnutzen von DBA-Vorteilen in Verbindung mit nationalen Qualifikationskonflikten können die effektive Steuerquote ganz deutlich senken. Google gelingt es so die effektive Konzernsteuerquote auf rd. 16 % zu drücken.
Michaela Christiner zeigte und erläuterte das konkrete Besteuerungskonzept von Google, dies entnommen aus der Dissertation von Frau MMag. Gudrun Geutebrück, Aktuelle Entwicklungen in der Besteuerung von grenzüberschreitenden Lieferungen und Leistungen zur Bekämpfung von Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung (BEPS) vom Februar 2016. „The Double Irish and the Dutch Sandwich“ – so die amüsante Bezeichnung des Kerns des Konzeptes.
Das Besteuerungskonzept ist vollkommen legal. Es nutzt die Möglichkeiten, die die Staaten mit ihren Steuergesetzen und den abgeschlossenen Doppelbesteuerungsabkommen bieten! Diese Möglichkeiten aufzuzeigen, dazu sind die Steuerberater verpflichtet. Und diese Möglichkeiten dann auch zu nutzen, ist wohl schließlich auch eine Pflicht der Unternehmen gegenüber ihren Aktionären aber auch anderen, wie letztlich auch gegenüber den Mitarbeitern!
Die internationale Staatengemeinschaft diskutiert schon seit langem mögliche Gegenmaßnahmen. Die OECD hat den BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) Abschlussbericht im Oktober 2015 veröffentlicht. Es werden darin 15 Maßnahmen (Actions) empfohlen, die G 20 Staaten haben den Aktionsplan angenommen. Dies freilich ohne rechtliche Verpflichtung, die Maßnahmen auch tatsächlich umzusetzen. Aufbauend auf dem BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) – Aktionsplan der OECD hat die EU-Kommission Ende Jänner 2016 einen Richtlinienvorschlag für ein „Anti-Missbrauchspaket“ veröffentlicht. Die Richtlinie soll schon mit Wirkung ab 1.1.2017 umgesetzt werden. Sie bedarf der Zustimmung aller 28 EU-Staaten.
Daneben gibt es den Common Reporting Standard – einen globalen OECD-Standard zum automatischen Austausch von Steuerinformationen zwischen den Staaten. Dieser automatische Informationsaustausch über Finanzkonten in Steuersachen soll in den nächsten 3 bis 5 Jahren umgesetzt werden. In Österreich wurde dazu im Vorjahr das Gemeinsame Meldestandard Gesetz beschlossen. Derzeit haben sich 101 Staaten zu diesem Informationsaustausch verpflichtet und es werden laufend mehr!
Alle diese Maßnahmen sind gut und werden wohl auch ihre Wirkung zeigen. Ist aber damit wirklich ein Ende in Sicht? Solange sich die internationale Staatengemeinschaft in einem Steuerwettbewerb befindet, das internationale Steuerrecht nicht wirklich harmonisiert ist, werden sich steuerliche Gestaltungen für multinationale Konzerne finden lassen. Der Ball liegt somit bei den Regierungen, nicht bei den Unternehmen und deren Beratern!
Text: WP/StB Mag. Michaela CHRISTINER, Partnerin bei AUSTIN | BFP und Präsidentin der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, Landesstelle Steiermark.
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Post
Am 23.06.2016 konnte der SOWI-AV in den Räumlichkeiten der Industriellenvereinigung Steiermark DI Dr. Georg PÖLZL, Generaldirektor Österreichische Post AG begrüßen. Das Thema „Die Österreichische Post und ihre Herausforderungen“ wurde in äußerst interessanten Ausführungen aus Sicht der aktuellen Markttrends als auch der strategischen Ausrichtung der Post AG beleuchtet.
Die Österreichische Post AG als Unternehmen mit Tradition im Spannungsfeld zwischen einem öffentlichen Versorgungsauftrag versus Erwirtschaftung eines Shareholder Values konnte in den letzten Jahren den Umsatz ausbauen. Als börsennotiertes Unternehmen zählt es neben der Andritz AG zu den erfolgreichsten österreichischen Unternehmungen. Die Rahmenbedingungen in den beiden großen Sparten „Brief“ (1,5 Mrd. EUR Umsatz) und „Paketgeschäft“ (0,9 Mrd. EUR Umsatz) sind einerseits durch hohe elektronische Substitution und andererseits durch das enorme Wachstum im e-commerce Bereich mehr als herausfordernd.
Die enorme Dynamik am Markt erfordert eine nachhaltige strategische Ausrichtung, die vier Stoßrichtungen vorsieht. Grundsätzlich und eine der wichtigsten Punkte ist die Verteidigung des Kerngeschäftes „Brief“ vor allem in Österreich. Gleichzeitig ist die Österreichische Post AG gefordert, Wachstumssegmente zu suchen. Sie ist damit in 12 Ländern mit ca. 20 Töchtergesellschaften in ausgewählten Segmenten vorwiegend in Deutschland und Südosteuropa vertreten. Als Beispiel nennt DI Dr. Georg Pölzl das seit 2013 in Deutschland eingeführte Startup im Bereich „Pharmadiscounter“, der mit ca. 200 Mio. EUR Umsatz im letzten Jahr den Break Even knapp erreicht hat. Ein weiteres interessantes Startup scheint „e-commerce auf österreichisch“ zu sein, die Bündelung österreichischer Produkte und Angebote als österreichische Konkurrenz zu Amazon. Innovation vor allem im Hinblick auf Kundenorientierung bzw. Kundenservice und interne Effizienzsteigerung durch Kostensenkung und Restrukturierungsmaßnahmen runden die Strategie der Österreichischen Post AG ab.
Sichtlich stolz berichtet DI Dr. Pölzl vom größten Firmenstaffellauf von Vorarlberg nach Schönbrunn bei dem im wahrsten Sinn des Wortes „Die Post abging“ und einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde mit sich brachte. Wir gratulieren herzlich!
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review Glücksspiel im Fokus
Das Palais Kottulinsky bot am 8.9.2016 den entsprechenden Rahmen für die interessanten Ausführungen von Mag. Bettina GLATZ-KREMSNER, Mitglied des Vorstandes der Casinos Austria AG und der Österreichischen Lotterien GmbH, zum Thema „Glücksspiel im Fokus - Der österreichische Glücksspielmarkt und aktuelle Entwicklungen im Überblick“.
Das oberste Ziel der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe ist es, verantwortungsvolles Glücksspiel auf Basis entsprechender Konzessionen anzubieten. Das österreichische Glücksspielgesetz als Regelungsgrundlage des österreichischen Glückspielmarktes sieht insgesamt 15 Spielbankkonzessionen (12 davon hält Casinos Austria vergeben, drei sind derzeit nicht vergeben), sowie eine Lotteriekonzession inklusive einer Konzession für Elektronische Lotterien vor, mit der Online-Glückspiel und so genannte VLT-Outlets betreiben sind.
Oberste Maxime im Gesetz und folglich auch im Handeln der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe sind konsistente Maßnahmen zum Spielerschutz in allen Angebotsformen. Ca. 1 % der Weltbevölkerung ist potenziell Spielsucht gefährdet. Bei Casinos Austria sind, basierend auf einer lückenlosen Zugangskontrolle und permanentem Monitoring, derzeit etwa ca. 65.000 Tsd. Menschen gesperrt oder nur eingeschränkt zum Spiel zugelassen. Damit gefährdete Gäste rechtzeitig identifiziert und, über Beratungsgespräche oder auch die Vermittlung an externe Einrichtungen vermittelt werden können, hält die Unternehmensgruppe fortwährend Schulungen und Veranstaltungen mit internationalen Experten ab.
Die Casinos Austria und die Österreichische Lotterien Gruppe mit ihrer umfassenden Beteiligungsstruktur beschäftigen 2.469 Mitarbeiter in Österreich (4.257 weltweit), die 2,72 Mio. Gäste in Österreich (7,57 Mio. Gäste weltweit) mit einem Gesamtumsatz von 3,6 Mrd. EUR betreuen. Das Steueraufkommen in Österreich als 3. größter Steuerzahler beträgt 589 Mio. EUR.
Heute ist EuroMillionen, eine Pooling von zehn europäischen Lotteriegesellschaften aus neun Ländern, längst ein fixer Bestandteil des Angebotes. Lange bevor dieses Spiel aber noch Thema wurde, waren die Österreichischen Lotterien gewissermaßen als Vorreiter aktiv: Anfang der neunziger Jahre wurde der ungarischen Bevölkerung die Teilnahme an Lotto „6 aus 45“ ermöglicht, ganz so, als wäre es ein zehntes Bundesland. In Mag. Bettina Glatz-Kremsner hatte man die perfekte Managerin dafür, da sie ihre gesamte Schulzeit in Ungarn verbracht und dabei Sprache und Kultur verinnerlicht hatte. Es sollte ein großer Erfolg werden, wenn auch ein auf Grund einer gesetzlichen Änderung auf fünf Jahre beschränkt.
Im Casinogeschäft ist die Unternehmensgruppe bereits seit 40 Jahren international (z.B. Europa, Canada, Australien) aktiv - vor allem als Knowhow Träger, aber auch mit kleineren und mittelgroßen Casinos. Der Markenwert von rund 2,2 Mrd. EUR und ein Markenbekanntheitsgrad von ca. 94% wird nicht zuletzt durch die Angebotsgestaltung auf den 3 Säulen Spiel (2,7 Mio. Besucher pro Jahr in allen 12 Spielbanken), gehobene Gastronomie (500 Tsd. Besucher jährlich) und Entertainment (200 Tsd. Veranstaltungsgäste jährlich) gestärkt. Über 45% der österreichischen Bevölkerung haben Casinos Austria bereits zumindest einmal besucht, der Anteil an internationalen Gästen liegt im langjährigen Schnitt bei 41, aktuell sogar bei knapp über 50 %.
Die Österreichische Lotterien feiern im Jahr 2016 ihr 30-jähriges Jubiläum. Kumuliert hat das Unternehmen in diesen 3 Jahrzehnten einen Gesamtumsatz von 48,3 Mrd. EUR erwirtschaftet, wovon 30 Mrd. EUR an Gewinnen ausgeschüttet werden, 2,4 Mrd. EUR Provisionen an die Vertriebspartner gingen und die Steuerleistung in Österreich mit 10,6 Mio EUR zu Buche steht. 46,7 Mio gespielte Rubbellose, rund 19,4 Mio gespielte Brieflose, rund 513 Mio Tipps bei Lotto 6 aus 45, rund 154 Mio Tipps bei Euromillionen und 826.233 registrierte Kunden bei win2day zeigen die Attraktivität der Österreichischen Lotterien sehr imposant.
Besonders erfreulich an der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe ist das klar definierte soziale, sportliche und kulturelle Engagement, denn hier wird bewusst die gesellschaftspolitische Verantwortung wahrgenommen: In 30 Jahren kamen über die Sportförderung ca. 1,4 Milliarden EUR zusammen, zudem wurden 185 Mio. EUR an Sponsoring und Unterstützungen geleistet.
Die Casinos Austria AG ist aber auch einer der innovativsten Unternehmen in dieser Branche, nicht zuletzt durch die Einführung des Onlinepsiels im Jahr 1998, wobei mittlerweile der Umsatz über dieses Medium bei rund 1,3 Mrd. EUR liegt. Durch die eigene Software ist es möglich auf Veränderungen „time to market“ zu reagieren und somit einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil zu generieren.
Die Casinos Austria AG zeigt sehr anschaulich, dass es möglich ist, die Spannungsfelder Shareholder Value und gesellschaftspolitischer Auftrag gemeinsam in einem Unternehmen anzustreben.
Graz, 10.09.2016
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA; Fotos: Mag. Renate Pleterski
Review Bankgeschäft im Wandel
Das Institut für Banken und Finanzierung der KFUG, der SOWI-AV des alumni UNI graz und der Finance Club Graz luden am 12. Oktober 2016 zu einer ganz besonderen Kooperationsveranstaltung und viele interessierte Zuhörer folgten der Einladung. Die Plätze im Meerscheinschlössl waren sprichwörtlich bis auf den letzten Platz besetzt. Auf Initiative des Instituts für Banken und Finanzierung war es gelungen, eine ganz besondere Referentin zu gewinnen. Mag. Dr. Herta STOCKBAUER, Vorstandsvorsitzende, BKS Bank AG sprach über das Bankgeschäft im Wandel der Zeit und Herausforderungen und Strategien für die Zukunft.
Frau Dr. Stockbauer erläuterte eingangs die großen Herausforderungen, vor denen Banken derzeit europaweit stehen. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die damit verbundenen geringeren Zinsmargen senken die Erträge. Diesen Umstand bekommen naturgemäß auch die Kunden – sprich die Sparer – zu spüren. Immer weniger Zinsen bei den verschiedenen Sparformen, dafür höhere Gebühren und weniger Kontakt mit den Filialmitarbeitern. Diejenigen Kunden, die nicht „online“ sind, haben es zunehmend schwerer. Die Digitalisierung schreitet immer mehr voran und erfordert auch enorm hohe Investitionen für die Banken. Die Flut der neuen aufsichtsrechtlichen Anforderungen steigt und steigt. Waren es vor 25 Jahren noch wenige gesetzliche Normen, die das Bankgeschäft regelten so geht ihre Zahl mittlerweile in die Tausende. Auch diesen Umstand bekommt der Kunde schmerzlich zu spüren. Sämtliche Bankgeschäfte werden aufwendiger und zeitraubender, alles muss bis ins kleinste Detail dokumentiert und geprüft werden. Der Arbeitsaufwand für alle Geschäftsfelder wird größer, auf der anderen Seiten sollen Mitarbeiter reduziert und Filialen geschlossen werde. Wir alle kennen den Ausdruck – Österreich ist „overbanked“. So gibt es im vergleichsweise kleinen Land Österreich über 600 selbständige Banken. Neben all diesen Herausforderungen wächst auch der Mitbewerb von Seiten sogenannter „Fintechs“. Solche Firmen sind meist sehr schlank aufgestellt, haben kaum Kosten und bieten technische Systeme, welche einzelne Teile des Bankgeschäfts ersetzen. Viele Banken gehen bereits den Weg, solche Fintechs „aufzukaufen“ und sich so externe Dienstleister einzukaufen.
Zusammengefasst also keine allzu rosige Zukunft für die Bank – oder?! Eine einheitliche Lösung ist wohl nicht zu finden, da die einzelnen Institute in Österreich doch recht unterschiedlich aufgestellt sind. Jedes Institut wird sich auf eine Kernkundengruppe besinnen müssen, um profitabel arbeiten zu können. Was allerdings für alle Sektoren gelten wird, sind Filialzusammenlegungen und der Trend zur Digitalisierung. Die Bankwirtschaft nicht nur in Österreich sieht zweifelsohne einer herausfordernden Zukunft entgegen.
Im Anschluss an das Referat von Frau Dr. Stockbauer gab es noch eine angeregte Diskussion, die dann in einen regen Gedankenaustausch beim Buffet überging.
Text: Mag. Eva Gatschelhofer
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review 38. Symposium in Japan
38. SOWI-Postgraduate Wirtschaftssymposium
26.10.2016 – Kultursoziologische Unterschiede zwischen Japan und Europa – insbesondere zum deutschsprachigen Raum – und deren Einfluss auf die Wirtschaft
Nach kurzen Grußworten durch Professor Stefan Trummer-Fukada, Universität Kobe, folgt die Begrüßung durch Prof. Kiyomitsu YUI, Ph.D, Exekutive Direktor, Centre for EU Academic Collaboration, Kobe University, der vor allem den Studentenaustausch zwischen den Universitäten Graz und Kobe (23 Studenten von Kobe in Graz bzw. 25 von Graz in Kobe) positiv hervorhebt. Konsul KoR Mag. Volker Pichler, Vorsitzender des SOWI-AV, betont in seinen Grußworten die Netzwerkstätte der Universität Graz und das daraus hervorgehende erfolgreiche Austauschprogramm zwischen Universitäten.
Em. Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Universität Graz, spannt in einem äußerst interessanten historischen Streifzug durch die Beziehungen zwischen Japan und Europa den Bogen vom gegenseitigen Einfluss im künstlerischen Umfeld (europäischer Jugendstil, japanische Malerei, Musik) hin zu zahlreichen verbindenden Persönlichkeiten, allen voran Erzherzog Franz Ferdinand, Heinrich Johann Maria Graf von Coudenhove-Kalergi, der eine Japanerin ehelichte, bis hin zum Großprior Fürst Heinrich von und zu Liechtenstein. Besonders spannend waren die militärisch-wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den steirischen Böhler-Werken und Japan. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es erstmals wieder 1953 diplomatische Beziehungen zwischen Japan und Österreich.
Generalkonsul a.D. Setsua Kosaka, Kobe, erläuterte in seinen Ausführungen die kultursoziologischen und religiösen Unterschiede zwischen Japan und Europa unter besonderer Berücksichtigung des deutschsprachigen Raumes. Dies wurde vor allem durch seine persönlichen Erfahrungen in seinen Studienjahren in Hamburg untermauert. Persönliche Erläuterungen des Umganges und der Reaktion der japanischen Regierung auf den Atomunfall in Fukushima, der Einfluss deutscher Literatur und Philosophie auf japanische Schriftsteller und die Darstellung des Ehrencodex der traditionellen und historisch bekannten Samurai anhand einiger Beispiele rundeten die Sichtweise der Gegensätze zwischen Japan und Europa ab.
Professor Vladimir Kreck, Ph.D., Center for EU-Japan Collaborative Education (EJCE), Universität Kobe, zeigte sehr anschaulich die Kommunikationskultur in Japan und den damit oft verbundenen Problemen des interkulturellen Austausches. Östliche Interaktionsformen haben jahrtausende lange kulturelle Tradition und sind „hochkontextualisiert“ und in diesem Sinne sagte bereits Konfuzius: „Dankbarkeit des Menschen zeigt sich in der Bewegung des ganzen Körpers“. Westliche Kommunikation beschreibt Prof. Kreck als „low context“ Kommunikationsverhalten definiert über Eigenschaften wie z.B. konkret, unmittelbar, präzise und ganzheitlich. Diese unterschiedlichen Kommunikationskulturen bergen zahlreiche Risiken im gegenseitigen Dialog. Interessant war zu hören, dass eine Studie des Japan Zentrums (LMU München) zeigt, dass japanische Autoren von ihren Landsleuten fordern, sich schrittweise einer westlichen "low-context“-Kommunikationsform anzunähern, um international bestehen zu können.
Professor Masaki Kondo, Universität Kobe, beleuchtete das Thema „Kultursoziologische Aspekte der Arbeitnehmervertretung in Japan und Europa“ aus den Perspektiven der Arbeitnehmervertretung, die ein Synonym für Mitbestimmung darstellen. Er geht dabei näher auf die Entwicklung der Verbandslandschaft, sprich der Gewerkschaften und auf das Parteiensystem als Partei der Arbeitnehmer ein und zeigt die wesentlichen Unterschiede der Entwicklung dieser beiden Dimensionen in Japan, Österreich und Deutschland in der Zeitspanne nach dem 2. Weltkrieg auf.
Für Europäer absolut neues Terrain waren die Ausführungen von Professor Stefan Trummer-Fukada, Universität Kobe, zum Thema „Schadensbegrenzung – Entschuldigungsverhalten in der Öffentlichkeitsarbeit. Japanische Grußformen haben die Funktion, Anerkennung auszudrücken und als Europäer sollte man den Inhalt und den Modus einer Aussage aufgrund der Sprache, Mimik und Gestik zu deuten wissen. Die klassische Entschuldigung in Europa erwartet Verständnis vom Gegenüber, das japanische „Entschuldigung“ - „shazai“ hingegen ist der Versuch, dem anderen zu vermitteln, dass man sich unterordnet, sozusagen aussagt: „Sie haben allen Grund auf mich böse zu sein, ich verstehe das“. Das Augenmerk liegt auf den Gefühlen des anderen, die Schuldfrage bleibt ausgespart. Sehr anschaulich war das Beispiel der Entschuldigung von Toyota im Zuge des Abgasskandals, die in der westlichen Geschäftswelt sehr kontroversiell aufgenommen wurde.
Kultursoziologische Eigenheiten des japanischen Geschäftslebens waren das Thema von Dr. Ingomar Lochschmidt, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Tokio. Japan ist mit 1,5 Mrd. EUR Umsatz der zweitwichtigste Markt für den österreichischen Export in der östlichen Hemisphäre. Oberstes Kredo ist das Know-How über geschäftliche Gepflogenheiten in Japan wie z.B. die Betonung auf das äußere Erscheinungsbild der Waren, präzise Planung der Prozesse, die wiederum wenig Spontanität zulässt. In Japan ist ein Zugang zum Markt ohne Ansprechperson vor Ort seiner Meinung nach unmöglich und der Handelsrat der österreichischen Botschaft steht für Seriosität und Vermittlerrolle.
Univ.-Prof. Dr. Thomas Foscht, Universität Graz, beleuchtete das Thema „Marketing – Made in Japan“. Grundsätzlich sei Marketing „Denken mit dem Kopf des Kunden“ wobei die Lieferung eines Wertes für den Kunden im Vordergrund steht. Gerade in Japan ist eines der wichtigsten Punkte Vertrauen und Beziehung zum Kunden aufzubauen und diese auch langfristig zu managen. Dies spiegelt sich in den zahlreichen Marken wieder. Was nimmt der Kunde wahr, was stellt einen Wert dar und wie hoch ist die Glaubwürdigkeit bzw. Authentizität eines Produktes. Sehr beeindruckt waren die Symposiums Teilnehmer über die Vielzahl der weltweit bekannten Marken japanischer Firmen.
HR-Direktor Mag. Dr. Markus Tomaschitz, MBA, brachte die Erfahrungen der AVL List GmbH, Graz, die ihre ersten Japankontakte bereits im Jahr 1959 knüpfte, als Praxisbeispiel ein. Im Gegensatz zur Kaufmannskultur Amerikas, wo schneller Profit und persönlicher Reichtum im Vordergrund stehen, zur Handwerkskultur Europas mit dem Wunsch etwas Dauerhaftes und Bleibendes zu schaffen, spricht man in Japan am ehesten von einer Ingenieurskultur, mit dem Ziel, das technisch optimale Ergebnis zu erzielen. Japan gilt in der Autoindustrie als Global Player, der als erstes Land verstanden hat, auf die Kundenwünsche und Anforderungen mit einem extrem hohen Maß an Perfektion einzugehen. Für eine europäische Firma in Japan ist es nach wie vor schwer, japanische Mitarbeiter zu finden. Es gilt absolute Loyalität und permanenter Wille und Hartnäckigkeit zur Weiterentwicklung und Optimierung der Prozesse auch im kleinsten persönlichem Umfeld. Japanische Unternehmen entscheiden im Kollektiv, daher ist die fast permanent erscheinende Anwesenheit der Mitarbeiter am Arbeitsplatz auch so wichtig. De fakto gibt es keine Arbeitslosigkeit und auch keine Kündigungen in Japan. Zitat AVL: „Das machen wir nicht! Wir haben Zeit unseres Bestehens niemanden entlassen! Für Unmotivierte finden wir Arbeit in einer anderen Abteilung.“
Das Symposium an der Universität Kobe zeigt sehr deutlich, dass der Titel „Kultursoziologische Unterschiede zwischen Japan und Europa – insbesondere zum deutschsprachigen Raum – und deren Einfluss auf die Wirtschaft“ viele spannende Fragen und Herausforderungen im interkulturellen Geschäftsleben zwischen Japan und Österreich erkennen lässt.
Text: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Review US-Wahlen
Zum 58. Präsident der USA wurde am 8. November Donald Trump von den US-BürgerInnen gewählt. Der Ausgang der Wahl ist offensichtlich nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Welt von Bedeutung.
Dazu erläuterte am 17.11.2016 im Palais Kottulinsky Univ. Prof. Mag. Dr. Manfred Prisching das Thema „US-Wahlen: Wer? Wie? Warum? – und was jetzt?“ aus vier Blickwinkeln.
Wirtschaftlich gesehen kann man von einer beginnenden Erosion des amerikanischen Traums sprechen. Amerika galt in Sachen Streben nach Glück, Leistungsorientiertheit, die belohnt wird (vom Tellerwäscher zum Millionär), das von Gott auserwählte Volk, das einen ganzen Kontinent erobert als Vorbild für die ganze Welt. Dieses in den Köpfen der Bürger über Jahrhunderte erhaltene Manifest wird in den letzten 30 Jahren durch Jobverluste, Zweifel an der Aufstiegsidee, Stagnation, sinkende Haushaltseinkommen und Bankenrettung versus Hausverlust kräftig durcheinandergewirbelt. Genau hier hinein wurde u.a. der Wahlkampf geführt, nämlich die Hoffnung an die Wählerinnen und Wähler, die sogenannte Elefantenkurve zu ändern. Derzeit geht die Schere zwischen unteren Einkommen, die immer weiter sinken unter gleichzeitiger Kostenexplosion bei z.B. Bildung, Gesundheit und Wohnen und explodierenden Managereinkommen immer weiter auseinander. Diese Hoffnung auf Veränderung konnte von Donald Trump glaubhafter im Wahlkampf transportiert werden.
Der Lebensstil des typischen „weißen“ Amerikaners mit dem Häuschen im Grünen und dem Mythos „hard work & Belohnung“ führt durch Immigranten und damit verbundenem Lohndumping, durch ein neues Spiel der Leistungsgerechtigkeit versus Leistungsquantität zu einer gefühlten Bedrohung des Selbstwertgefühls. Durch Fremde im eigenen Land entsteht der Grundgedanke der Enteignung, Unfairness und ein Verlust der amerikanischen Identität. Auch hier schlug Trump im Wahlkampf in genau diese Kerbe, z.B. durch die Aussage der Errichtung einer Mauer im Süden des Landes. Die gedankliche Welt der BürgerInnen gerät aus den Fugen und Trump hat genau diesen Punkt angesprochen. Ihm wird zugetraut, dass er das als Präsident ändern kann, er wird „als einer von uns“ gesehen. Dies obwohl laut einer Studie 70 % der Faktenaussagen von Trump während der Wahlkampfphase definitiv falsch und nur 5 % richtig waren.
Clinton hingegen wird von vielen als von der Partei geprägte Managerin gesehen, die keine Änderungen zulassen wird. Ganz im Gegenteil, sie entspricht als Person und vor allem als Frau absolut nicht dem Lebensbild des amerikanischen Traums.
Der Politikstil von Trump scheint von Manipulation und Populismus geprägt. Die amerikanische Verfassung ist laut Univ.-Prof. Mag. Dr. Prisching eine verfehlte Geschichte, aber institutionell absolut etabliert. Es gibt keine klare Trennung zwischen den Gewalten, der Präsident vereint das Präsidentenamt und das Kanzleramt und steht dem Repräsentantenhaus und dem Senat, die wiederum ihren Staaten verpflichtet sind, gegenüber.
Den US Bürgerinnen und Bürgern ist zwar teilweise bewusst, dass Trump als Trickster, Narzisst, Demagoge und Größenwahnsinniger gilt, der über 3.500 Prozesse und zahlreiche Konkurse seiner diversen Firmen hinter sich hat, aber durch die Berichterstattung der Medien, die durch die hoch polarisierenden Aussagen Trumps Unmengen an Werbeeinnahmen hatten, wurde der Negativismus und Skandalismus nicht mehr differenziert vom Leser wahrgenommen.
Professor Prisching versuchte zum Abschluss seines äußerst interessanten Vortrages Parallelen des neuen politischen Spiels in Amerika zur aktuellen Situation in Europa zu ziehen.
Neben dem Wertesystem, welches in den USA geradezu erosieren scheint, kann man auch in Europa, nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingssituation des vergangen Jahres, Werte wie „Unsere Heimat, Unser Land, Unser Europa, Unser Österreich usw.“ verstärkt sowohl in der Bevölkerung als auch in den Print- und Social-Media wahrnehmen.
Eine gewisse Desorientierung, Unüberschaubarkeit und gefühlte Zunahme der Komplexität führt zur Forderung sowohl in den USA als auch in Europa zu mehr Einfachheit. Von Trump erhofft man sich, diesen gordischen Knoten zwischen Wirtschaft versus einfaches Leben durchbrechen zu können. Dies nach dem Motto: „Wir lassen uns unseren Wohlstand nicht rauben“, dies durch die soziale Absicherung von Seiten des Staates und durch Abschottung nach außen hin.
In Wahrheit geht es in all den vorgenannten Ausführungen um Bilder, Formate und Träume, die den Menschen scheinbar bzw. gefühlt durch die Finger gleiten.
Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr
Graz, 22.11.2016
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