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Review US-Wahlen

Zum 58. Präsident der USA wurde am 8. November Donald Trump von den US-BürgerInnen gewählt. Der Ausgang der Wahl ist offensichtlich nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Welt von Bedeutung.

Dazu erläuterte am 17.11.2016 im Palais Kottulinsky Univ. Prof. Mag. Dr. Manfred Prisching das Thema „US-Wahlen: Wer? Wie? Warum? – und was jetzt?“ aus vier Blickwinkeln.

Wirtschaftlich gesehen kann man von einer beginnenden Erosion des amerikanischen Traums sprechen. Amerika galt in Sachen Streben nach Glück, Leistungsorientiertheit, die belohnt wird (vom Tellerwäscher zum Millionär), das von Gott auserwählte Volk, das einen ganzen Kontinent erobert als Vorbild für die ganze Welt. Dieses in den Köpfen der Bürger über Jahrhunderte erhaltene Manifest wird in den letzten 30 Jahren durch Jobverluste, Zweifel an der Aufstiegsidee, Stagnation, sinkende Haushaltseinkommen und Bankenrettung versus Hausverlust kräftig durcheinandergewirbelt. Genau hier hinein wurde u.a. der Wahlkampf geführt, nämlich die Hoffnung an die Wählerinnen und Wähler, die sogenannte Elefantenkurve zu ändern. Derzeit geht die Schere zwischen unteren Einkommen, die immer weiter sinken unter gleichzeitiger Kostenexplosion bei z.B. Bildung, Gesundheit und Wohnen und explodierenden Managereinkommen immer weiter auseinander. Diese Hoffnung auf Veränderung konnte von Donald Trump glaubhafter im Wahlkampf transportiert werden.

Der Lebensstil des typischen „weißen“ Amerikaners mit dem Häuschen im Grünen und dem Mythos „hard work & Belohnung“ führt durch Immigranten und damit verbundenem Lohndumping, durch ein neues Spiel der Leistungsgerechtigkeit versus Leistungsquantität zu einer gefühlten Bedrohung des Selbstwertgefühls. Durch Fremde im eigenen Land entsteht der Grundgedanke der Enteignung, Unfairness und ein Verlust der amerikanischen Identität. Auch hier schlug Trump im Wahlkampf in genau diese Kerbe, z.B. durch die Aussage der Errichtung einer Mauer im Süden des Landes. Die gedankliche Welt der BürgerInnen gerät aus den Fugen und Trump hat genau diesen Punkt angesprochen. Ihm wird zugetraut, dass er das als Präsident ändern kann, er wird „als einer von uns“ gesehen. Dies obwohl laut einer Studie 70 % der Faktenaussagen von Trump während der Wahlkampfphase definitiv falsch und nur 5 % richtig waren.

Clinton hingegen wird von vielen als von der Partei geprägte Managerin gesehen, die keine Änderungen zulassen wird. Ganz im Gegenteil, sie entspricht als Person und vor allem als Frau absolut nicht dem Lebensbild des amerikanischen Traums.

Der Politikstil von Trump scheint von Manipulation und Populismus geprägt. Die amerikanische Verfassung ist laut Univ.-Prof. Mag. Dr. Prisching eine verfehlte Geschichte, aber institutionell absolut etabliert. Es gibt keine klare Trennung zwischen den Gewalten, der Präsident vereint das Präsidentenamt und das Kanzleramt und steht dem Repräsentantenhaus und dem Senat, die wiederum ihren Staaten verpflichtet sind, gegenüber.

Den US Bürgerinnen und Bürgern ist zwar teilweise bewusst, dass Trump als Trickster, Narzisst, Demagoge und Größenwahnsinniger gilt, der über 3.500 Prozesse und zahlreiche Konkurse seiner diversen Firmen hinter sich hat, aber durch die Berichterstattung der Medien, die durch die hoch polarisierenden Aussagen Trumps Unmengen an Werbeeinnahmen hatten, wurde der Negativismus und Skandalismus nicht mehr differenziert vom Leser wahrgenommen.

Professor Prisching versuchte zum Abschluss seines äußerst interessanten Vortrages Parallelen des neuen politischen Spiels in Amerika zur aktuellen Situation in Europa zu ziehen.

Neben dem Wertesystem, welches in den USA geradezu erosieren scheint, kann man auch in Europa, nicht zuletzt aufgrund der Flüchtlingssituation des vergangen Jahres, Werte wie „Unsere Heimat, Unser Land, Unser Europa, Unser Österreich usw.“ verstärkt sowohl in der Bevölkerung als auch in den Print- und Social-Media wahrnehmen.

Eine gewisse Desorientierung, Unüberschaubarkeit und gefühlte Zunahme der Komplexität führt zur Forderung sowohl in den USA als auch in Europa zu mehr Einfachheit. Von Trump erhofft man sich, diesen gordischen Knoten zwischen Wirtschaft versus einfaches Leben durchbrechen zu können. Dies nach dem Motto: „Wir lassen uns unseren Wohlstand nicht rauben“, dies durch die soziale Absicherung von Seiten des Staates und durch Abschottung nach außen hin.

In Wahrheit geht es in all den vorgenannten Ausführungen um Bilder, Formate und Träume, die den Menschen scheinbar bzw. gefühlt durch die Finger gleiten.

Verfasser: MMag. Silvia Dimitriadis, MBA
Fotos: Mag. Paulus Mayr

Graz, 22.11.2016     

 

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